"Wir brauchen andere Mechanismen des Wirtschaftens, um den Herausforderungen gerecht zu werden", sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem epd. Der Kapitalismus brauche materielles Wachstum, um zu funktionieren. Er plädiere dagegen "für qualitatives und nicht allein quantitatives Wachstum".
Unreflektiertes Fortschreiben des alten Wachstumsbegriffs
Der Weg dahin führe über die Schonung der Ressourcen. Als zentrale Bereiche nannte der 62-jährige Theologe die Energieproduktion und die Mobilität. "Solange aber unter den alten kapitalistischen Vorstellungen mit der Zerstörung der Biosphäre Geld zu verdienen ist, und solange die Politik nicht stark genug ist, für eine Umkehr auf diesem Weg zu sorgen, wird sich nichts Wesentliches ändern", befürchtet Schneider. Mit Blick auf die Politik der schwarz-gelben Bundesregierung zur Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise sagte er: "Es ist wirklich erschreckend, dass der alte Wachstumsbegriff so unreflektiert fortgeschrieben wird."
Verständnis äußerte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland für das Bestreben vieler Entwicklungs- und Schwellenländer, den Lebensstandard der Industriestaaten zu erreichen. Ihnen dies vorzuenthalten, werde als ungerecht und unfair empfunden. Es müssten aber mutige Entscheidungen zur Unterstützung ärmerer Länder getroffen werden, damit sie die notwendigen umweltschonenden Technologien erhielten.
An die Verbraucher appellierte Schneider im epd-Interview, durch ihr Einkaufsverhalten zum Klimaschutz beizutragen: "Ich kann zum Beispiel darauf achten, Lebensmittel zu kaufen, die ortsnah produziert und nicht schon durch halb Europa transportiert wurden."
Gebet und Glockengeläut für das Klima
Aus Anlass der Weltklimakonferenz in Kopenhagen beten am Sonntag Christen in aller Welt für den Klimaschutz und läuten Glocken. In Kopenhagen findet im Beisein der dänischen Königin Margrethe II. ein ökumenischer Gottesdienst mit Kirchenvertretern und Politikern aus aller Welt statt. Die Predigt hält der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams.
Der frühere anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, wird den Vereinten Nationen am Sonntag in Kopenhagen 200.000 Unterschriften für Klimagerechtigkeit übergeben. Der Weltkirchenrat rief dazu auf, zum Abschluss dieses Gottesdienstes weltweit um 15 Uhr sieben Minuten lang Glocken zu läuten, Trommeln zu schlagen oder Hörner zu blasen.