Sämtliche "Kirchensachen" selbstständig regeln

Sämtliche "Kirchensachen" selbstständig regeln
Vor 400 Jahren tagte in Duisburg die erste Generalsynode und legte den Grundstein für das bis heute geltende Selbstverständnis der rheinischen Kirche.
29.11.2009
nrw.evangelisch.de / rs, neu

Vor 400 Jahren schrieben die Evangelischen am Niederrhein Kirchengeschichte. Die 1. Reformierte Generalsynode in der Duisburger Salvatorkirche im September 1610 hat die Grundlagen für das Selbstverständnis der heutigen Evangelischen Kirche im Rheinland geschaffen. Dieses Ereignis von 1610 feiert die Evangelische Kirche im Rheinland unter dem Motto „wir sind so frei“ mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und im September 2010 gleich mit einer ganzen Festwoche, in die eine Sondersynode eingebettet ist.

Was geschah im September 1610 in der Duisburger Salvatorkirche? Ein Ereignis, bei dem das Freiheitsverständnis der großen Reformatoren Johannes Calvin und Martin Luther Eingang in die Ordnung der protestantischen Kirche fand. In feudalistischer Zeit kamen 28 Pfarrer und acht Laien zusammen und legten fest, dass die evangelischen Gemeinden sämtliche "Kirchensachen" selbstständig zu verhandeln haben und die Leitung der Kirche in den Dienst von gleichberechtigten Theologen und Laien zu stellen ist – als Gemeinschaft von Gemeinden und als „von unten“ her aufgebaute Kirche mit presbyterial-synodaler Ordnung.

Grundstein für die Kirchenordnung

So wurde der Grundstein für die 1835 eingeführte rheinisch-westfälische Kirchenordnung gelegt. Die Entscheidungen in Duisburg 1610 stehen nach wie vor auch Pate für ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft.

Fünf besondere Programmpunkte der Jubiläumsveranstaltungen sind offizielle Projekte der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. So etwa die im September 2010 stattfindende Ausstellung und ein wissenschaftlicher Kongress, die Geschichte und Bedeutung der Beschlüsse der 1. Reformierten Generalsynode von 1610 beleuchten.

Führungen durch die Salvatorkirche

Am 3. Januar beginnen die historischen Stadtführungen. Als Schauplatz der 1. Reformierten Generalsynode bietet die Salvatorkirche, Duisburgs alte Stadtkirche, eine besondere Form von Kirchen- und Altstadtführungen an: Gemeindegruppen, Schulklassen und Reisende im Kulturhauptstadtjahr sollen an jedem ersten Sonntag des Monats die Ereignisse des Jahres 1610 anschaulich nachempfinden können.

Behilflich sind dabei fachkundige ehrenamtliche Kirchenführerinnen und Kirchenführer der Salvatorkirche, die die Erkundungen mit modernen und interaktiven Medien gestalten.

"Kanzelreden"

Das Siegel eines Kulturhauptstadtprojektes erhielt auch die Veranstaltungsreihe
„Kanzelreden“. Sie nehmen den historischen Impuls der Kirche der Teilhabe und geteilten Verantwortung auf. Als erster Redner spricht der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland am 6. Dezember, 17 Uhr, von der Kanzel der Duisburger Salvatorkirche zum Thema: „Wir sind so frei.... der Stadt Bestes zu suchen.“

Weitere fünf Prominente werden "Kanzelreden" halten: Dr. Jürgen Schmude, ehemaliger Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und von 1974 bis 1994 Mitglied des Bundestages, Fritz Pleitgen, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, die Duisburger Unternehmerin Gabriela Grillo, der Fernsehjournalist Ruprecht Eser und Dr.-Ing. Ekkehard D. Schulz, Vorstandsvorsitzende der ThyssenKrupp AG.

www.wir-sind-so-frei.de