"Der Wunsch klug zu erscheinen verhindert oft, es zu werden." - Francois de La Rochefoucauld
Französischer Schriftsteller, geboren am 15. September 1613 und gestorben am 17. März 1680 in Paris
"Klug erscheinen zu wollen" bedeutet gefallen wollen. Viele streben danach, bei anderen Menschen als kluger und gelehrter Mensch zu gelten, um in der Öffentlichkeit ein möglichst positives Bild abzugeben. Francois de La Rochefoucauld zeigt hier jedoch die Begrenztheit auf, die beim Schielen auf die Meinung anderer entsteht. Mag der Wunsch schön zu erscheinen unter Umständen tatsächlich zu einer attraktiven äußerlichen Erscheinung führen – spätestens beim Intellekt funktioniert diese Dynamik nicht mehr.
Wer bestrebt ist klug zu erscheinen, offenbart einen deutlichen Hinweis auf ein gravierendes, persönliches Defizitgefühl: die mangelnde Ausprägung der Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Wer klug erscheinen möchte, dem fehlt es an Souveränität. Für denjenigen, der von der Richtigkeit seines Denkens und Handelns überzeugt ist, ist die Meinung von Dritten zunächst einmal nicht relevant. Er bleibt standhaft und lässt sich von den möglichen Gedanken und Reaktionen anderer in seinen Entscheidungen nur dann beeinflussen, wenn ihn die Widersprüche überzeugen.
Der Aphorismus von La Rochefoucauld ermahnt uns, mit unserem eigenem Kopf zu denken, denn nur mit dem eigenen Kopf kann man richtig denken. Wer mit dem eigenen Kopf denkt, wird anders denken als andere und daher zwangsläufig Widerspruch hervorrufen. Ausgangspunkt eines Gedanken sollte immer der eigene Geist, die eigene Überzeugung, der eigene Glauben sein und nicht die vermeintlichen Wünsche und Vorstellungen anderer. Es gilt das eigene Charisma zu entfalten und nicht nur dessen bloße Vorstellung.
Über den Autor:
Hasso Mansfeld arbeitet als selbstständiger Kommunikations-Berater. Die Beschäftigung mit philosophischen Fragen ist fester Bestandteil seiner Beratungstätigkeit. Für seine Ideen und Kampagnen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.
