Mit Beschlüssen zur Stärkung des Ehrenamts, zum Klimaschutz und zum Ausländerrecht ist am Donnerstag in Ulm die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Ende gegangen. Die Kirchenparlamentarier sprachen sich dafür aus, freiwilliges Engagement stärker anzuerkennen und Ehrenamtlichen mehr Teilhabe zu ermöglichen. Außerdem appellierten sie an die Bundesregierung, sich beim Weltklimagipfel im Dezember für wirkungsvolle Beschlüsse einzusetzen und Änderungen beim Ausländerrecht vorzunehmen. Einen Tag nach der Wahl Margot Käßmanns an die EKD-Spitze verabschiedeten die Synodalen den bisherigen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber.
In einer am Schlusstag der fünftägigen Beratungen einstimmig beschlossenen sogenannten Kundgebung heißt es, bürgerschaftliches Engagement sei unersetzlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Unentgeltlicher und gemeinwohlorientierter Einsatz sei Ehrensache: "Soziale Netzwerke geben Menschen Halt und Orientierung". In dem Papier unter dem Titel "Ehrenamt Evangelisch. Engagiert." wird klargestellt, dass Leitung in der Kirche kollegial von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern erfolgt. Mit Blick auf Sorgen um Arbeitsplätze als Folge sinkender Einnahmen heißt es: "Ehrenamtliche können und sollen Hauptamtliche nicht ersetzen." Vielmehr müsse die Kultur der Zusammenarbeit von freiwilligen Helfern und Hauptberuflichen weiterentwickelt werden.
Warnung vor Scheitern der Kopenhagener Konferenz
Zudem appellierte das Kirchenparlament an die Bundesregierung, sich in Kopenhagen verbindlich zu verpflichten, die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2020 gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. "Ein Scheitern der Klimaverhandlungen wäre verhängnisvoll", heißt es in dem Beschluss. Die UN-Klimakonferenz will sich für eine weltweite Senkung des CO2-Ausstoßes einsetzen. Ein Erfolg des Treffens ist ungewiss.
Die Synode forderte den Rat der EKD auf, sich bei der Bundesregierung für eine Änderung des Staatsangehörigkeitrechts einzusetzen. Insbesondere das sogenannte Optionsmodell, nach dem in Deutschland geborene Kinder von Ausländern im Alter zwischen 18 und 23 Jahren zwischen dem deutschen Pass und dem ihrer Eltern wählen müssen, solle überprüft werden. Die bisherige Regelung habe zu großen bürokratischen und integrationspolitischen Problemen geführt, heißt es in dem Beschluss. Die Jugendlichen fühlten sich nicht als "vollwertige Mitglieder der deutschen Gesellschaft" angenommen.
Erste Frau im EKD-Ratsvorsitz
Höhepunkt der Tagung in Ulm waren die Wahlen zum Rat, dem obersten Leitungsgremium der EKD. Dabei setzte sich am Mittwoch die hannoversche Landesbischöfin Käßmann als Ratsvorsitzende durch, die den mit 67 Jahren ausgeschiedenen Berliner Bischof Huber nach sechs Jahren an der Spitze der 25 Millionen Protestanten ablöst. Käßmann ist die erste Frau in diesem Amt. Die Amtsübergabe erfolgte am Mittwochabend bei einem Gottesdienst im Ulmer Münster. Am Schlusstag der Beratungen wurde Huber von den Synodalen noch einmal mit stehendem Applaus verabschiedet.
Das Kirchenparlament trifft sich das nächste Mal im November 2010 in Hannover. Dabei soll der letzte Platz im 15 Mitglieder umfassenden Rat der EKD besetzt werden, für den sich in Ulm in einem mehr als 15 Stunden dauernden Wahlmarathon kein Kandidat mehr gefunden hatte. Schwerpunktthema der nächsten Synodentagung ist Bildung unter dem Titel "Niemand darf verloren gehen! Zur Bedeutung der Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit".