UN-Sondergesandter fordert mehr Soldaten für Afghanistan

UN-Sondergesandter fordert mehr Soldaten für Afghanistan
Mehr Truppen für Afghanistan, und zwar nicht nur aus den USA: Das fordert der UN-Sondergesandte. Bei einem NATO-Treffen gab es aber keine entsprechende Einigung.

Die Verteidigungsminister der 28 NATO-Staaten haben sich bei einem Treffen in Bratislava nicht auf die Entsendung von mehr Soldaten nach Afghanistan einigen können. "Wir haben nicht über konkrete Zahlen gesprochen", sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Freitag nach den Beratungen. Es habe aber "breite Übereinstimmung" darüber gegeben, dass der Kampf in Afghanistan nicht nur Terroristen, sondern auch Aufständischen gelten müsse. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte, "eine Reihe von Verbündeten" denke über größere militärische oder zivile Leistungen für Afghanistan nach: "Ich finde das sehr ermutigend."

"Nebeneinander statt miteinander"

Am Rande des NATO-Treffens forderte der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Kai Eide, die sofortige Entsendung von zusätzlichen internationalen Truppen nach Afghanistan. "Ich bin überzeugt, dass wir sofort zusätzliche internationale Soldaten benötigen - nicht zuletzt für eine verstärkte Zusammenarbeit mit den afghanischen Truppen", sagte Eide.

Eide ist vor allem für den zivilen Wiederaufbau zuständig und machte keine zahlenmäßigen Angaben zu der nach seiner Ansicht nötigen Verstärkung. "Ich finde es sehr wichtig, dass das nicht nur US-Soldaten sind", sagte er. Nur wenige der insgesamt 43 Staaten, die sich mit Soldaten an der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF beteiligen, arbeiteten bisher wirklich mit den afghanischen Soldaten zusammen. "Sie sind nebeneinander, aber nicht miteinander im Einsatz", sagte er. Die Truppen seien "für eine Übergangszeit" nötig.

"Bei Stichwahl weniger Betrug als im ersten Wahlgang"

Eide zeigte sich überzeugt, dass die Stichwahl zwischen Präsident Hamid Karsai und Herausforderer Abdullah Abdullah fairer sein werde als der erste Wahlgang. Dieser sei von massiver Wahlfälschung überschattet gewesen. "Wir haben das nicht verhindern können, aber wir haben es hinterher entdeckt. Und das zeigt, dass die Institutionen - vor allem die Beschwerdekommission - so funktioniert haben, wie sie funktionieren sollten."

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Die technischen Vorbereitungen für die Stichwahl seien bereits seit vier Wochen im Gange gewesen, sagte der UN-Sonderbeauftragte. Er habe Garantien bekommen, "dass die Wahlhelfer aus jenen Bezirken mit erheblichen Unregelmäßigkeiten nicht erneut eingesetzt werden". Statt der 160.000 Wahlhelfer reichten bei der Stichwahl 50.000 bis 60.000 aus.

Eide sagte, er könne erneute Betrugsversuche bei der Wahl nicht ausschließen. "Aber ich bin überzeugt, dass es weniger Betrug als beim ersten Wahlgang geben wird. Alle Beteiligten wissen, dass die ganze Welt sehr genau auf sie schaut." Eide plädierte auch für direkte Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Führern der aufständischen Taliban: "Wenn man wichtige Ergebnisse haben will, dann muss man auch mit den wichtigen Leuten reden." Eine Amnestie auf örtlicher Ebene reiche nicht aus.

dpa