Von Nashornohren über Elfenbein bis hin zu Bärenköpfen finden sich alle möglichen Gegenstände im Gepäckraum der Flieger. Laut WWF ist der Trophäen-Handel einer der Hauptgründe für das weltweite Artensterben. Am Frankfurter Flughafen sind seit einem Jahr die europaweit ersten Artenschutz-Spürhunde im Einsatz, um den Schmuggel zu bekämpfen.
Beim Geruch von Schlangenleder oder Haifischflosse gibt es für "Amy" und "Uno" kein Halten mehr. Die Ausbildung der Schäferhündin und des Labrador-Rüden zu Artenschutz-Spürhunden ist europaweit eine Premiere. 30.000 Euro hat die Abrichtung gekostet und sie zahlt sich aus: Seit dem Beginn ihrer Arbeit auf dem Frankfurter Flughafen im vergangenen Herbst haben die Vierbeiner 51 Mal illegale Souvenirs in Koffern entdeckt - darunter tote Schildkrötenbabys, ein Tigerhai- Gebiss, das Horn eines Nashorns oder ausgestopfte Krokodile.
Pilotprojekt am Frankfurter Flughafen
"Es ist ein Meilenstein, dass 'Amy' und 'Uno' hier arbeiten", sagt Volker Homes, Leiter der WWF-Artenschutzabteilung, am Dienstag bei der ersten Jahresbilanz des Gemeinschaftsprojektes mit dem Zoll. Die großen Flughäfen seien Einfallstore für den Schmuggel aus Übersee. "Unser Pilotprojekt hier in Frankfurt wirkt wie ein Schneeball: Auch Österreich, Italien und Tschechien planen eine Hundeausbildung nach unserem Vorbild", sagt Homes. Der WWF fordere Artenschutz-Spürhunde an allen großen Flughäfen Europas - gelinge es nicht, den Schmuggel bald einzudämmen, komme das einem Todesurteil für viele Arten gleich.
Die Leistung der Hunde ist enorm: "In der Schnüffelatmung atmet ein Spürhund mehr als 100 Mal ein, bevor er überhaupt wieder einmal ausatmet. Das ist körperlich harte Arbeit", sagt Zollhundelehrerwart Dieter Keller, Chef der 37 Spürhunde und ihr Führer am Flughafen. Dort erschnüffeln die Vierbeiner pro Jahr allein 500 Kilogramm harte Drogen. "Das wären nach dem Strecken fünf Tonnen auf dem Markt", sagt Keller. Auch auf Waffen, Geld und Sprengstoff werden die Hunde für den Einsatz auf Deutschlands größtem Flughafen abgerichtet. 105 Euro bekommen die Herrchen als monatliche Versorgungszulage für die Hunde.
Hunde unterscheiden Fischflossen von Badehosen
Zollobersekretär Tobias Groß gehört zu "Amy". Er nimmt die Schäferhund-Dame nach Dienstschluss mit nach Hause oder in den Urlaub - der Vierbeiner hat echten Familienanschluss. "Ich habe mich gezielt um die Stelle als Zollhundeführer beworben", sagt der 29-Jährige. Rund 400 Koffer - der Inhalt eines Großraumfliegers - schafft seine "Amy" an einem Stück. Vier bis fünf Flieger kommen pro Tag zusammen. Vom Ernst der Kontrolle ahnt die Schäferhündin nichts - sie sucht nur nach ihren Lieblingsspielzeugen, die so riechen wie mögliche illegale Andenken. Eines davon hat beispielsweise eine maritime Duftnote. "Amys" Hundenase ist so genau, dass ihr Geruchssinn eine Haifischflosse von einer Badehose problemlos unterscheidet.
"Unos" Herrchen Guido Nickel demonstriert am Dienstag an Terminal zwei die Kontrolle unter realen Bedingungen. Er schreitet eine lange Kofferreihe ab und lässt "Uno" schnüffeln, was die Nase hergibt. An einem silberfarbenen Koffer beginnt er hektisch mit den Pfoten zu kratzen, beißt in den Griff und bellt - zur Belohnung bekommt er sein Spielzeug und Nickel tollt mit ihm eine Runde umher. Im Koffer hatten die Zöllner eine in Plastik eingeschlagene Haifischflosse versteckt.
Pro Woche beschnüffeln "Amy" und "Uno" bis zu 20.000 Koffer. Sie genießen eine Art Beamtenstatus, sagt Hundeführer Groß. "Wenn sie zu alt geworden sind für den Einsatz, zahlt ihnen der Zoll eine Rente und sie bekommen bei uns Hundeführern ihr Gnadenbrot."
Internet: Zoll zu Artenschutz im Urlaub.