"Was man von der Minute ausgeschlagen hat, gibt keine Ewigkeit zurück"
Johann Christoph Friedrich von Schiller,
deutscher Dichter und Philosoph, geboren am 10. November 1759 in Marbach am Neckar; gestorben 9. Mai 1805 in Weimar
Friedrich Schiller appelliert daran, dass die Menschen ihre Lebenszeit nutzen und nicht verplempern sollen. Es ist ein Aufruf, die Zeit wertzuschätzen und zu erkennen, dass sie angesichts eines auf durchschnittlich 80 Jahre begrenzten Menschenlebens knapp ist. Es ist die Erinnerung daran, dass einmal verlorene Zeit nicht wiederkommt und unwiederbringlich für alle Ewigkeit verloren ist.
Schiller spricht auch davon, dass man der Minute etwas "ausschlägt". Etwas auszuschlagen bedeutet ein Angebot nicht anzunehmen. Jede Minute des Lebens beinhaltet also ein Angebot etwas Sinnvolles zu tun, welches zur Bereicherung des eigenen Lebens beiträgt. Zeit an sich ist also etwas sehr Lebendiges, wenn man sie sinnvoll zu nutzen weiß. Doch diese Lebendigkeit, dieses aktive Angebot zu SEIN und zu LEBEN wird heute von vielen Menschen als Bedrohung angesehen. Um der vermeintlichen Bedrohung zu entgehen werden Vermeidungsstrategien entwickelt. Als beliebtestes Instrumentarium hat sich dabei in unserer heutigen westlichen Gesellschaft das stumpfe Berieselnlassen durchs Fernsehen entwickelt. Oder schlimmer noch, das bei Jugendlichen immer beliebter werdende Komasaufen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch heißt es dann, man wolle sich "die Zeit vertreiben" oder die Zeit gar "totschlagen". Die Deutlichkeit der Wortwahl des "Totschlagens" zeigt die Dimension der Ängste an, die Zeit nicht sinnvoll nutzen zu können. Wer die Zeit totschlagen will, offenbart seine Unfähigkeit, sich des sinnvollen Angebots einer jeden Minute bewusst zu werden. Schillers Analyse ist da gleichzeitig auch die Lösung: Es kommt darauf an, den Menschen die Endlichkeit des Lebens vor Augen zu führen, um sie dann entscheiden zu lassen, ob sie die begrenzte Anzahl von Minuten sinnvoll nutzen oder sie sinnlos verstreichen lassen wollen.
Über den Autor:
Hasso Mansfeld arbeitet als selbstständiger Kommunikations-Berater. Die Beschäftigung mit philosophischen Fragen ist fester Bestandteil seiner Beratungstätigkeit. Für seine Ideen und Kampagnen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.