Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), wertete die rückläufigen Einbürgerungen als "Ansporn", die Vorteile des Erwerbs der deutschen Staatsbürgerschaft in den Blick zu rücken. Sie appellierte an die Ausländer: "Sagen Sie Ja zu Deutschland." Die Linksfraktion im Bundestag führte den Rückgang auf Verschärfungen im Einbürgerungsrecht zurück, wofür Böhmer mitverantwortlich sei.
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir warf der Bundesregierung vor, sie betreibe "eine billige Symbolpolitik" bei gleichzeitiger Verschärfung des Einbürgerungsrechts. Gipfel, Konferenzen und Integrationsberichte könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Einbürgerungsbedingungen für junge Migranten verschärft worden seien. Mehrere Staatsangehörigkeiten würden willkürlich gewährt, und der Einbürgerungstest sei eingeführt worden.
Die meisten Neubürger kommen aus der Türkei
Regional verlief die Entwicklung in Deutschland nach Angaben der Wiesbadener Statistiker unterschiedlich: In Mecklenburg-Vorpommern war der Rückgang mit einem Minus von 41 Prozent am größten, gefolgt von Hamburg (minus 31 Prozent) und Bayern (minus 24 Prozent). In Sachsen-Anhalt (plus fünf Prozent) und im Saarland (plus ein Prozent) hat sich die Zahl der Einbürgerungen dagegen erhöht.
Die größte Gruppe der Neubürger bildeten, wie schon in den Jahren zuvor, Menschen aus der Türkei (24.500). Dies entsprach 25 Prozent aller Einbürgerungen. Danach folgten Einbürgerungen von Personen aus dem ehemaligen Serbien-Montenegro (rund 6.900). Aus Polen und dem Irak erhielten jeweils gut 4.200 Menschen einen deutschen Pass. Die stärksten Rückgänge wurden bei Einbürgerungen aus der Ukraine (minus 56 Prozent) und Russland (minus 40 Prozent) registriert.
Die Integrationsbeauftragte Böhmer zeigte sich zuversichtlich, dass bereits in diesem Jahr die Einbürgerungen wieder "signifikant" ansteigen werden. Die zurückgehenden Zahlen hätten "vielfältige Ursachen". Als Beispiel nannte sie Verzögerungen bei der Abwicklung des 2008 neu eingeführten Einbürgerungstests. Der Test selbst bedeute hingegen keine neue Hürde. 99 Prozent der Teilnehmer bestünden ihn, erklärte Böhmer.