Nach WM-Finale Ausschreitungen in Argentinien

Nach WM-Finale Ausschreitungen in Argentinien
Jubel in Deutschland, Krawalle in Argentinien und Brasilien: Nach dem 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag in Rio de Janeiro blieb es in der Heimat der unterlegenen Mannschaft und im WM-Gastgeberland nicht immer friedlich.

Im Zentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires versammelte sich nach dem Finale eine große Menschenmenge zunächst friedlich und feierte die Vize-Weltmeisterschaft. Später jedoch warfen Jugendliche mit Steinen und plünderten umliegende Geschäfte und Restaurants. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein. Mindestens 100 Menschen wurden verletzt, darunter 45 Polizisten. 70 Menschen wurden vorübergehend festgenommen.

Hunderttausende Fans feierten den Abschluss der Weltmeisterschaft am Copacabana-Strand von Rio de Janeiro. Zwischen einigen enttäuschten argentinischen Anhängern und Brasilianern, die aufgrund der Rivalität der Nachbarländer den Finalgegner Deutschland unterstützt hatten, kam es nach Spielende zu Auseinandersetzungen. Die Polizei trieb die Menschen mit Tränengas auseinander.

Feier an der Copacabana und Demonstrationen in Brasilien

Zwei Demonstrationen von WM-Kritikern in der Nähe des Maracanã-Stadions wurden von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Die rund 500 Demonstranten kritisierten die hohen staatlichen Ausgaben für das Fußball-Fest und die Festnahme zahlreicher Protestler im Laufe des Turniers. Vor einem Jahr war es zu Massenprotesten gegen die WM gekommen. Anstelle der Ausrichtung der Weltmeisterschaft wurden Investitionen in Bildung, Gesundheit und öffentlichen Nahverkehr gefordert.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff gratulierten der deutschen Mannschaft im Stadion gemeinsam zum 1:0-Sieg. Rousseff und FIFA-Präsident Joseph Blatter wurden am Sonntag wie schon beim Eröffnungsspiel am 12. Juni vom Publikum ausgepfiffen.

Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner äußerte sich trotz der Niederlage voll des Lobes für die Nationalmannschaft des Landes. "Alle Argentinier sind stolz auf ihre Mannschaft", sagte sie Nationaltrainer Alejandro Sabella in einem Telefongespräch. Kirchner war aus familiären Gründen nicht zum Endspiel nach Rio de Janeiro gereist. Die argentinischen Medien bewerteten das Abschneiden der Mannschaft ebenfalls positiv, erkannten aber die verdienten Sieg der Deutschen an.

Deutschland habe verdient gewonnen, urteilten auch die Kommentatoren im US-amerikanischen Sportkanal ESPN. Die Deutschen seien das beste Team der Weltmeisterschaft, und Argentinien habe keinen Grund sich zu schämen. Die "Washington Post" schrieb, der deutsche Aufstieg als Fußballmacht im vergangenen Jahrzehnt sei parallel verlaufen zum Erstarken der Nation auf der Weltbühne. Fußball habe in Deutschland Patriotismus neu definiert, Menschen begeisterten sich für eine Mannschaft, in der Spieler nicht nur Müller hießen, sondern auch Özil.

Auch Israels Sportreporter sprachen nahezu einstimmig von einem verdienten Weltmeistertitel für das deutsche Team. Die "Mannschaft", wie mehrere Zeitungen das deutsche Wort nutzen, habe sich verändert. Sie bewege sich "weg vom defensiven Fußball, den wir alle nicht mochten", schrieb das Online-Portal "Nana 10". Kapitän Philipp Lahm sei "das vielleicht größte Symbol für das neue, schöne Deutschland".