Die Christoffel-Blindenmission hat mehr Projekte für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern gefordert. Bislang fließe nur ein kleiner Bruchteil der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in inklusive Projekte, sagte Geschäftsführer Rainer Brockhaus am Dienstag in Berlin. Der Anteil von geförderten Maßnahmen für Menschen mit Behinderung müsse deshalb dramatisch steigen.
Rückschläge durch bewaffnete Konflikte
Der im Koalitionsvertrag verankerten "inklusiven Entwicklungszusammenarbeit" müssten nun Taten folgen. Auch für die Gestaltung der globalen Entwicklungsziele ab 2015 sieht die Organisation die Bundesregierung in der Pflicht. "Menschen mit Behinderungen müssen explizit in den neuen Entwicklungszielen berücksichtigt werden", sagte der Botschafter und Behinderten-Aktivist der Christoffel-Blindenmission, Raul Krauthausen. Sie dürften nicht wie in den vergangenen Jahren ausgegrenzt werden.
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Die 1908 gegründete Christoffel-Blindenmission zählt zu den ältesten Entwicklungsorganisationen Deutschlands. Im vergangenen Jahr war sie nach eigenen Angaben mit 672 Projekten in 68 Ländern aktiv. Gefördert wurden insbesondere Gesundheits- und Rehazentren sowie die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen. Unter anderem konnte im vergangenen Jahr mehr als 22,4 Millionen Blinden und Sehbehinderten geholfen werden, heißt es in dem Geschäftsbericht.
Besonders engagiert ist die Blindenmission in Afrika. Die Hälfte der Gelder des internationalen Verbundes "Christian Blind Mission", in dem elf Organisationen zusammengeschlossen sind, fließen den Angaben zufolge dorthin. Als Beispiele nannte Brockhaus Sambia. So konnte im vergangenen Jahr in Kitwe die augenmedizinische Versorgung für Nordwest- und Zentralsambia durch eine neue Klinik verbessert werden, hieß es. Pro Jahr würden dort 5.000 Kinder und 400 Patienten mit Netzhautproblemen behandelt.
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Als weiteres Beispiel nannte der Geschäftsführer den Bau eines Rehabilitationszentrums für mehrfachbehinderte Kinder im brasilianischen Recife. Künftig könnten dort über 7.000 Reha-Behandlungen pro Monat durchgeführt werden. Erschwert wird die Arbeit aber durch politische Krisen. "Im vergangenen Jahr mussten wir wegen bewaffneter Konflikte im Süd-Sudan und in der Zentralafrikanischen Republik starke Rückschläge einstecken", betonte Brockhaus.
Die Anfänge der Christoffel-Blindenmission gehen auf das Engagement von Ernst Christoffel zurück. Der evangelische Pastor reiste 1908 nach seiner Ordination nach Malatia in die Türkei, um dort ein Heim für Blinde und andere Behinderte sowie für Waisenkinder zu gründen.