Caritas rechnet mit Anstieg der Schwarzarbeit durch Mindestlohn

Caritas rechnet mit Anstieg der Schwarzarbeit durch Mindestlohn
Der Präsident der Caritas Deutschland, Peter Neher, rechnet mit einem Anstieg der Schwarzarbeit durch den Mindestlohn.
03.07.2014
epd
Tanja Tricarico

"Bestimmte Arbeitsbereiche könnten in die Schwarzarbeit abgedrängt werden", sagte Neher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es werde Unternehmen geben, die versuchen die Lohnuntergrenze von 8,50 Euro zu umgehen. Der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro soll am Vormittag im Bundestag verabschiedet werden. Der Mindestlohn soll ab 1. Januar 2015 gelten.

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SPD und Union planen, rund 1.600 Zollbeamte zusätzlich einzustellen, die die Einhaltung des Mindestlohns überprüfen sollen. "Mit Kontrollen allein wird man keine Lohngerechtigkeit schaffen", sagte Neher. "Dazu braucht es eine gesellschaftliche Kultur." Jeder müsse sich überlegen, was ihm etwa die Arbeit eines Frisörs wert sei und bereit sein, dafür zu zahlen. "Wenn einer sagt, ich kenne einen Frisör, der macht mir den Haarschnitt für 5,50 Euro dann verschärft das die Situation."

Neher verteidigte zudem eine Sonderregelung für Langzeitarbeitslose, die schwer vermittelbar sind. Für sie gilt der Mindestlohn nicht in den ersten sechs Monaten einer Beschäftigung. "Es besteht sonst die Gefahr, dass diese Menschen niemand mehr einstellt", sagte der Präsident des katholischen Hilfswerks. Man müsse hier über weitere Maßnahmen nachdenken, damit sowohl die Arbeitgeber als auch die Langzeitarbeitslosen weitere Unterstützung bekommen.

Ähnlich äußerte sich Neher mit Blick auf die Regelung, dreimonatige freiwillige Praktika nicht über die Lohnuntergrenze zu finanzieren. "Ist es gerecht, dass jemand gar keinen Praktikumsplatz mehr findet, weil ein Arbeitgeber sagt, für diese Entlohnung kann ich keinen Praktikanten anstellen?" Es gebe viele, die zur Berufsfindung ein Praktikum machen wollten und gleichzeitig kämen die Unternehmen an ihre Budgetgrenzen.