Aus den Antworten der nationalen Bischofskonferenzen auf eine Umfrage folgert der Vatikan, dass kirchliche Vorgaben beim Thema Familie vielfach nicht aus mangelndem Einverständnis sondern aus Unkenntnis abgelehnt würden. Bischöfe aus aller Welt werden auf einer zweiwöchigen Synode im Oktober auf Einladung von Papst Franziskus über "Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung" beraten.
Die Kirche müsse angesichts familiärer Beziehungen, die nicht der katholischen Lehre entsprechen, "vorschlagen, nicht aufzwingen; begleiten, nicht drängen; einladen, nicht ausstoßen", wirbt das Vorbereitungsdokument. Es entstand auf der Grundlage einer weltweiten Umfrage unter Bischofskonferenzen, kirchlichen Gruppen und Vatikan-Behörden zu den Themen Familie, Ehe und Sexualität. Darin wird die Abkehr katholischer Familien von kirchlichen Vorschriften auf eine wachsende "Ex und Hopp"-Kultur zurückgeführt.
Diskussion über zweite Ehe und Verhütungsmittel
Vor allem im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sei die Kirche gefordert, "Lösungen zu finden, die mit ihrer Lehre übereinstimmen", sagte der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Die Antworten aus den katholischen Bistümern auf Fragen des Synodensekretariats zeigten die Notwendigkeit, kirchliche Verfahren zur Ehenichtigkeit zu vereinfachen. Erwähnt werden in diesem Zusammenhang Vorschläge von Bischofskonferenzen, "den Weg einer zweiten oder dritten Ehe mit Bußcharakter" zu prüfen. Nach katholischer Lehre ist die sakramentale Ehe unauflöslich.
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Beim Zugang wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion wird in dem Arbeitspapier eine Anspruchshaltung der Betroffenen beklagt. Viele lösten das Problem, indem sie Priester aufsuchten, die bei der Zulassung zu den Sakramenten offen seien. Andere forderten für sich jedoch die öffentliche Teilnahme an der Eucharistie.
Zuletzt hatte die Forderung von Kurienkardial Walter Kasper nach einer Lockerung der kirchlichen Position zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen eine Debatte ausgelöst. Der ehemalige Präsident des päpstlichen Einheitsrates hatte bei einer Vollversammlung der Kardinäle im Februar empfohlen, nach dem Vorbild des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) "neue Wege" zu gehen. Franziskus hatte Kaspers Haltung ausdrücklich unterstützt.
Das Arbeitspapier unterstreicht auch die Gültigkeit des Verbots von Verhütungsmitteln durch die Enzyklika "Humanae Vitae" von Papst Paul VI. Die Verfasser beklagen zugleich "karikierende Medienberichte" über die ablehnende Haltung des Vatikan zu Kondomen bei der Aids-Prävention. Deshalb müsse die Position der Kirche besser erklärt werden.