Am Freitagabend war ein Bußgebet in Krakau geplant. "Wir sollten das kleine Königreich Gottes retten und wurden selbst zum Instrument des Bösen gegen das Königreich Gottes", heißt es in einem von der Bischofskonferenz vorab veröffentlichten Text. Das Bußgebet sollte im Rahmen einer Messe gebetet werden, in der Bischof von Plock, Piotr Libera, die Liturgie hielt.
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Die katholische Kirche lud zudem für Freitag und Samstag zu eine kircheninternen Konferenz nach Krakau ein, bei der das Thema Missbrauch im Mittelpunkt steht. Dazu wurden 150 Kirchenvertreter erwartet, darunter Bischöfe und Ordensleute. Die Initiative für den Bußgottesdienst in der Krakauer Herz-Jesu-Kirche geht auf Kardinal Wojciech Polak zurück, der seit Juni den Vorsitz der polnischen Bischöfe innehat. Der 49-jährige Geistliche gilt als liberaler Kirchenvertreter. Er lehnt allerdings eine institutionelle Verantwortung der katholischen Kirche für die Missbrauchsfälle ab.
Fälle von Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche erschüttern immer wieder die Öffentlichkeit des Landes, in dem mehr als 90 Prozent der Einwohner der katholischen Kirche angehören. Die katholischen Bischöfe nennen jedoch keine Zahlen zum Umfang des Missbrauchs und lehnen auch eine finanzielle Entschädigung für die Missbrauchsopfer ab.
Dies fordert die Opfervertretung "Fürchtet euch nicht", die auch den ersten Schadensersatz-Prozess eines Missbrauchsopfers in Polen unterstützt. Der heute 26-jährige Mann wurde als Zwölfjähriger von einem Priester missbraucht. Er verklagte die Diözese Koszalin-Kolobrzeg auf umgerechnet 50.000 Euro Entschädigung. "Wir gehen von mehreren Tausend Missbrauchsfällen aus", sagte Maria Mucha von der Vertretung der Opfer. Weitere Schadenersatzklagen gegen die Kirche seien in Vorbereitung.