"Er weiß, das ist sein Überlebensthema", sagte Müller zum Ende seiner zweitätigen Nigeriareise in der Nacht auf Freitag nach einem Treffen mit Jonathan. Im Februar 2015 wird in Nigeria ein neuer Präsident gewählt. Die brutale Gewalt der Terrorgruppe Boko Haram, die auch die mehr als 270 Schülerinnen Mitte April verschleppte, ist das dominierende Thema des beginnenden Wahlkampfs.
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Jonathan habe ihm gesagt, die Grundlage für den Terrorismus sei nicht ein Konflikt zwischen Muslimen und Christen, sondern die bittere Armut im Norden des Landes, erklärte Müller. Einen finanziellen Ausgleich von Süd nach Nord, habe der nigerianische Präsident zwar angekündigt, "aber die Umsetzung fehlt bis jetzt." In Nigerias Norden leben vorwiegend Muslime, im Süden eher Christen. Der Süden profitiert von den beträchtlichen Einnahmen der Erdölexporte, im Norden gibt es in weiten Teilen kaum Infrastruktur.
Offenbar sei inzwischen bekannt, wo die verschleppten Mädchen versteckt gehalten werden, sagte Müller. Nigerianischen Regierungskreisen zufolge seien sie in mehrere Gruppen aufgeteilt. Doch eine Befreiung, ohne die Mädchen zu gefährden, sei wegen des unwegsamen Geländes Mitten im Wald extrem schwierig. "Boko Haram hat keine Hemmungen zu töten", sagte Müller. Die Regierung Jonathan steht in der Kritik, nicht genug gegen Boko Haram zu unternehmen. USA, Israel und Frankreich haben Terrorexperten nach Nigeria entsandt.
Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". Seit Anfang des Jahres sollen bei Anschlägen der Gruppe mehr als 3.300 Menschen ums Leben gekommen sein. In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Anschläge deutlich zugenommen. Ziel von Boko Haram ist nach eigenen Angaben die Errichtung eines Kalifatsstaates im Norden Nigerias. Die Bewegung ist aber auch in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.