Zu den Begleiterscheinungen von Welt-Wettbewerben könnten auch Größenwahn und Rücksichtslosigkeit gehören, schreibt Gauck in einem Gastbeitrag für eine WM-Sonderausgabe der "Bild"-Zeitung, die am Freitag an die deutschen Haushalte verteilt wurde. "Dem Geist der Olympischen Charta entspricht das nicht, auch nicht den Idealen des Weltfußballverbandes."
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"Es sollte uns nicht gleichgültig sein, ob die Organisatoren von Großereignissen Naturzerstörung und Gigantismus, Zwangsräumungen und Gewalt gegen Einheimische, Ausbeutung und Todesfälle auf ungesicherten Stadionbaustellen in Kauf nehmen", erklärte Gauck unter anderem mit Blick auf Vorwürfe gegen die WM-Gastgeber Brasilien und Katar.
Jahrzehntelang seien indes viele Funktionäre in Sport wie Politik diesen heiklen Themen ausgewichen, bedauerte der Bundespräsident. Häufig höre man das Argument, solche Debatten würden dem Image des Sports schaden. "Ich glaube: Große Wettkämpfe leben nicht allein von perfektem Ablauf und Marketing. Sie leben von Glaubwürdigkeit, Anstand und mentaler Stärke."
In Brasilien, wo die WM 2014 am 12. Juni beginnt, wurden für den Bau von Stadien und Straßen ganze Elendsviertel geräumt. Zudem gehen seit Monaten Tausende Menschen auf die Straßen, um gegen die hohen Kosten des Turniers in dem südamerikanischen Land zu demonstrieren.
In Katar, umstrittener Gastgeber der Fußball-WM 2022, gelten die Arbeitsbedingungen als verheerend. Nach Angaben von Menschenrechtlern starben beim Bau der Stadien bereits Hunderte Gastarbeiter. Wegen offenkundiger Korruption bei der Auswahl Katars als WM-Gastgeber wird inzwischen über eine Neuvergabe des Turniers diskutiert.