Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung hat der Essensverpflegung in deutschen Kindertagesstätten ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Nur in jeder dritten Kita gebe es gesundes und ausgewogenes Essen, teilte die Stiftung am Montag in Gütersloh mit. Für die nach eigenen Angaben erste repräsentative Untersuchung zur Ernährung in Kindertagesstätten wurden bundesweit 1.082 Kitas zu ihrem Verpflegungsangebot befragt.
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Gemessen am wissenschaftlich begründeten Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) schneidet die Mittagsverpflegung nach der Studie in den meisten deutschen Kitas schlecht ab. Nur zwölf Prozent der Einrichtungen reichten den Kindern genügend Obst, lediglich 19 Prozent ausreichend häufig Salat oder Rohkost, hieß es. Fisch gebe es nur in knapp jeder dritten Kita (30 Prozent). Fleisch hingegen böten drei Viertel der Kitas zu häufig an.
Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, forderte ein bundesweites Kita-Gesetz. "Wir brauchen bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für die Kita-Verpflegung." Gute Ernährung sei eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung und Bildung von Kindern, sagte Dräger. Bereits neun Prozent der Drei- bis Sechsjährigen seien übergewichtig, knapp drei Prozent sogar adipös.
Deutschlandweit lassen den Angaben zufolge zwei von drei Kitas das Mittagessen anliefern. Aber nur jeder zehnte Caterer, der eine Kita beliefere, biete speziell an den Bedürfnissen von Kindern ausgerichtete Mittagessen an, kritisierte die Bertelsmann Stiftung. Zudem seien die Kindertagesstätten häufig nicht ausreichend für die Verpflegung ausgestattet. Die Küche gleiche oft der eines Privathaushalts. Nicht einmal ein Drittel der Kitas verfügt über einen Speiseraum. Nur jede dritte Kita beschäftige hauswirtschaftliches Fachpersonal.
Für das Essen in den Kitas geben die Eltern der Studie zufolge zwischen 75 Cent und sechs Euro pro Mahlzeit aus. Eine gesunde Mittagsverpflegung, die den DGE-Standard erfülle, koste mindestens vier Euro, hieß es. Die Qualität des Mittagessens hänge von den Entscheidungen und Zuschüssen der jeweiligen Träger oder der Kommune ab. Wenn jedes Kind täglich ein gesundes Mittagessen erhalten solle, müssten bundesweit jährlich 1,8 Milliarden Euro aufgewendet werden. Laut Studie sind das bis zu 750 Millionen Euro mehr, als Eltern heute ausgeben.