Mit "Vive la Papa"-Rufen empfangen Tausende palästinensische Christen Papst Franziskus am zweiten Tag seiner Nahost-Reise in Bethlehem. Zum Teil mehrere Stunden lang haben die Gläubigen unter der brennenden Sonne auf dem Manger-Platz unweit der Geburtskirche auf das katholische Kirchenoberhaupt gewartet. Viele sind aus arabisch-christlichen Dörfern und Städten Israels gekommen, um den Papst zu sehen.
Franziskus hält sich strikt an das Sicherheitsprotokoll und verzichtet darauf, sich direkt unter die Menschen zu begeben. Sein Zeitplan ist eng gestrickt. Ganze sechs Stunden bleiben dem Papst im Westjordanland, bevor er per Hubschrauber zum Flughafen Ben-Gurion bei Tel Aviv weiterreist und von dort aus zurück nach Jerusalem.
Mit dem Auto wären es von Bethlehem nach Jerusalem kaum zehn Minuten Fahrt gewesen. Die Entscheidung für den Umweg hat zum einen protokollarische Gründe. In Tel Aviv erwarten Israels Staatspräsident Schimon Peres und Regierungsvertreter den Besucher aus Rom. Zum zweiten bleibt dem Papst durch die Reise per Hubschrauber die Konfrontation mit dem israelischen Militär an der Grenze erspart.
"Wir sind glücklich, dass er gekommen ist", sagt Viktor Tabash, ein Bethlehemer Souvenirhändler, dessen Sohn während der Messe mit dem Papst als Solist mit dem Kirchenchor singt. "Vielleicht bringt er uns ein bisschen mehr Frieden in diesem Land, wo Jesus geboren ist."
"Schwerter zu Pflugscharen"
Die palästinensische Führung empfängt den Papst in Bethlehem mit allen Ehren. Und der lateinische Patriarch im Heiligen Land, Fouad Twal, bedankt sich für Franziskus' Kommen. In seiner Ansprache betont auch er, wie wichtig eine Befriedung für die Region ist und damit das "Einreißen von Misstrauen und der Mauer, die diese Stadt umgibt".
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Von dem oft schwierigen Miteinander zwischen Christen und Muslimen auch in Bethlehem spricht der lateinische Patriarch nicht. Für eine peinliche Erinnerung daran, dass es auch innerhalb der palästinensischen Bevölkerung schmerzliche Konflikte gibt, sorgen die Muezzins, die am Ende der Messe mit so lauten "Allahu-akbar"-Rufen die Muslime zum Gebet rufen, dass die Sänger des Kirchenchors kaum dagegen ankommen.
Bei dem Empfang von Palästinenser-Präsident Machmud Abbas gibt Franziskus seinem Mitgefühl für das unter der israelischen Besetzung leidende Volk Ausdruck. Die vom Konflikt geplagte Region könne weder Stabilität noch Sicherheit genießen, sagt er. Er wolle seine "Nähe zu denen, die am meisten leiden" demonstrieren, sagt der Papst und ruft beide Seiten zur gegenseitigen Anerkennung und zur Gründung von zwei Staaten in international anerkannten Grenzen auf.
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Größere Anstrengungen seien nötig, um die Rechte des Individuums zu schützen. Ein wahrer Frieden sei nicht nur für die Menschen "in dieser Region" ein riesiger Gewinn, sondern "für die ganze Welt". Franziskus zitiert den Propheten Jesaja mit den Worten "Schwerter zu Pflugscharen" und erinnert daran, dass "wir alle Kinder Gottes sind".