Österreichische Kirchenkritikerin exkommuniziert

Österreichische Kirchenkritikerin exkommuniziert
Die Chefin von "Wir sind Kirche" in Österreich, Martha Heizer, ist exkommuniziert worden. Das Bistum spricht von einer "Selbst-Exkommunikation" durch verbotene Privatmessen. Kritiker nennen das Vorgehen der Kirchenoberen "höchst unklug".

Die Vorsitzende der kirchenkritischen Bewegung "Wir sind Kirche" in Österreich, Martha Heizer, ist von der katholischen Kirche exkommuniziert worden. Das bestätigte der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer am Donnerstag. Hintergrund sind Privatgottesdienste ohne Priester, die Heizer in ihrem Haus in Absam in Tirol veranstaltete. Auch ihr Mann Gert wurde exkommuniziert. Beide dürfen keine Sakramente mehr empfangen oder kirchliche Ämter ausüben. Martha Heizer steht seit April an der Spitze von "Wir sind Kirche" in Österreich. Seit 2012 ist sie Chefin der internationalen Kirchenvolksbewegung IMWAC.

Sie werde den Schuldspruch nicht akzeptieren, erklärte die 67-jährige Pädagogin. Ihr Mann und sie seien vor allem erbittert darüber, "dass wir von keinem einzigen Missbrauchstäter wissen, der exkommuniziert worden wäre", heißt es in einer von der "Tiroler Tageszeitung" am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. Es werde also mit unterschiedlichem Maß gemessen, so Heizer. "Wir werden uns weiterhin mit großer Kraft für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen. Gerade auch diese Vorgangsweise zeigt, wie dringend sie Erneuerung braucht."

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Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer hatte dem Ehepaar das Dekret der Glaubenskongregation am Mittwoch im Innsbrucker Diözesangericht persönlich vorgelesen, wie der Sprecher der Diözese, Michael Gstaltmeyr, sagte. Martha und Gert Heizer weigerten sich, das Dokument anzunehmen. Sie haben nach Angaben des Sprechers zehn Tage Zeit für einen Widerspruch. Das vatikanische Verfahren lief bereits seit 2011. Nach kirchlicher Auffassung ist das Nachahmen einer Eucharistiefeier ohne Geistlichen ein schweres Vergehen. In der Eucharistie werden nach katholischem Verständnis Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt.

Scheuer sprach von einer "Niederlage für die Kirche". Es sei nicht gelungen, das Ehepaar "zum Umdenken zu bewegen und so das Verfahren zu vermeiden". Der Bischof wies darauf hin, dass Martha und Gert Heizer sich durch ihr Verhalten selbst exkommuniziert hätten. Er glaube, dass das Paar gewusst habe, welche Situation es herbeiführe. Es bleibe die Hoffnung, dass die für die privaten Eucharistiefeiern verantwortlichen Personen "ihr Tun und auch den Schaden, den sie der Kirche antun, einsehen und umkehren".

Der Sprecher von "Wir sind Kirche" in Deutschland, Christian Weisner, bezeichnete die Entscheidung als "höchst unklug". Sie falle zudem zur unpassenden Zeit, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Kirchenrechtlich hat der Vatikan so handeln müssen", räumte Weisner ein. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass die Exkommunikation im Sinne von Papst Franziskus sei. Der dahinter stehende Konflikt um den Priestermangel könne nicht "von oben herab" entschieden werden. Für den internationalen Verband IMWAC fürchtet Weisner keine Konsequenzen.

"Wir sind Kirche" gibt es in rund 20 Ländern. Die Gruppierungen gehen auf das sogenannte Kirchenvolksbegehren von 1995 zurück. Damit wollten kritische Laien aus Österreich und Deutschland Reformen in der katholischen Kirche erreichen. Sie verlangen unter anderem mehr innerkirchliche Demokratie, die Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit von Pfarrern sowie die Öffnung des Priesteramtes für Frauen. Auslöser für die österreichische Initiative war vor allem auch der Missbrauchsskandal um den damaligen Wiener Kardinal Hans Hermann Groër (1919-2003).