Als gläubiger Christin tue ihr Kritik von den Kirchen "ein bisschen mehr weh" als Kritik von der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) oder vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), sagte die Katholikin Nahles am Montagabend bei einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin.
Kirchliche Stellungnahmen unterschieden sich von denjenigen von Verbänden, weil sie aus dem üblichen Rahmen herausfielen, ergänzte Nahles. Sie selbst schaue sich die Kritik der Kirchen zwei- oder dreimal an.
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Nahles diskutierte in Berlin mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und Caritas-Präsident Peter Neher über das im Februar veröffentlichte Sozialwort der beiden Kirchen. Nahles begrüßte die Initiative und verwies dabei auf Passagen, die eine höhere Wertschätzung von Arbeit anmahnen.
Die Ministerin ermunterte zudem die Kirchen, sich weiter an der Diskussion zu beteiligen und nannte als Beispiel den Umgang mit Langzeitarbeitslosen. Die Diskussion über jene, die nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden könnten, sei "immer noch sehr unehrlich", sagte sie. Sie selbst habe aber keine Antwort auf die Frage, wie diese Menschen sinnvoll eingebunden werden könnten, räumte Nahles ein. Sie sei daher für einen Impuls der Kirchen dankbar.
Evangelische und katholische Kirche hatten vor drei Monaten ihre gemeinsame Sozialinitiative unter dem Titel "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" vorgelegt. Darin fordern sie grundlegende Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise und der Globalisierung der Weltwirtschaft. Wirtschaftswachstum müsse den Menschen dienen, heißt es in dem Papier. Die Kirchen dringen darin unter anderem darauf, als Lehre aus der Finanzmarktkrise die ethischen Maßstäbe der Wirtschaft zu erneuern.