Auf dem Zukunftsforum der evangelischen Kirche hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung die Kirche davor gewarnt, sich zu viel mit sich selbst zu beschäftigen. "Wir sollten nicht so sehr fragen: Was wird aus uns, sondern was können wir für diese Welt tun?", sagte Jung am Donnerstagabend in Wuppertal. Die Kirche sei anziehend für Außenstehende, wenn sie sich in der Gesellschaft engagiere. "Ich glaube, dass stark wahrgenommen wird, wie sehr sich im Moment viele Gemeinden für Flüchtlinge einsetzen."
###mehr-artikel### Beim Zukunftsforum diskutieren rund 800 Dekane, Kreispfarrer, und Ehrenamtliche aus den 20 evangelischen Landeskirchen, wie sich die Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen verändern muss. Der Reformprozess sei für viele Pfarrer schmerzhaft, sagte Jung. Es sei wichtig, nicht nur technokratisch über strukturelle Veränderungen zu sprechen, sondern eine geistliche Perspektive zu behalten. "Wir dürfen nicht nur darüber reden, wie wir Pfarrstellen neu organisieren, dann wird es sehr schnell leer und hohl", argumentierte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Nach Ansicht des Berliner Soziologen Hubert Knoblauch halten die Kirchen nicht Schritt mit der Veränderung der Spiritualität in der Gesellschaft. Es gebe eine wachsende neue Spiritualität, die sich außerhalb der festen Strukturen der Kirchen abspiele, sagte Knoblauch in seinem Vortrag auf dem EKD-Zukunftsforum. Religiöses Wissen werde mittlerweile nicht mehr nur von der Kirche vermittelt, sondern sei jedem frei verfügbar.
Dabei schieben sich nach Ansicht des Soziologieprofessors der Technischen Universität Berlin die neuen Medien immer stärker zwischen die Kirche und die Menschen. Die Kommunikation über Religion spiele sich zunehmend auf religiösen Foren im Internet ab, sagte Knoblauch. Über digitale Medien könnten auch neue Formen der Beteiligung und Mitgliedschaft in der Kirche entstehen, sagte der Wissenschaftler.
Das "Zukunftsforum 2014 für die Mittlere Ebene" der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde am Donnerstag eröffnet. Bis Samstag gibt es unter dem Motto "informieren - transformieren - reformieren" zahlreiche Workshops, Gespräche, Diskussionsrunden und kulturelle Veranstaltungen in mehreren Städten des Ruhrgebietes. Prominentester Gast war Bundespräsident Joachim Gauck, der am Donnerstagabend ein Grußwort hielt.