Sozialethiker fordert klare Worte der Kirche gegen Homophobie

Sozialethiker fordert klare Worte der Kirche gegen Homophobie
Peter Dabrock, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats und Professor für systematische Theologie in Erlangen, nennt die Verfolgung Homosexueller "die Apartheidsfrage unserer Tage". Eine deutliche Stellungnahme der Kirche hält er für längst überfällig.

Die Verfolgung und Bedrohung Homosexueller ist nach Aussage des Erlanger Sozialethikers Peter Dabrock "die Apartheidsfrage unserer Tage". Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats erinnerte am Mittwochabend in Erlangen bei einer Vorlesung etwa an die Gewalt von evangelikalen Gruppen in Zentralafrika oder von Radikalen in der Orthodoxen Kirche in Russland und Moldawien gegen Homosexuelle. Dabrock machte auch massive homophobe Tendenzen in Deutschland aus.

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In seinem Vortrag zum Thema "Sexuelle Selbstbestimmung und geschlechtliche Vielfalt" forderte der Erlanger Professor für Systematische Theologie die Kirche auf, "dagegen ein klares Zeichen zu setzen". Auch die "subtilste Art der Anfeindung" Homosexueller kritisierte Dabrock scharf: "Es verstößt gegen den christlichen Glauben, sie nur zu tolerieren und nicht zu akzeptieren", sagte er.

Dabrock bedauerte, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Frühjahr eine geplante Stellungnahme zum Thema Sexualethik gestoppt hatte. "Die Zeit wäre reif gewesen für ein solches Papier", sagte Dabrock, der Vorsitzender der zuständigen Ad-hoc-Kommission war. Die Diskussion über gleichgeschlechtliche Partnerschaften nannte er eine "zentral wichtige Debatte unserer Gesellschaft". In ihr komme der Kirche eine hohe Verantwortung zu.

Dabrock gab sich optimistisch, dass in der evangelischen Kirche Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare möglich werden. Nach evangelischem Verständnis sei eine Trauung in der Kirche die Segnung eines bürgerlich geschlossenen Bündnisses und kein Sakrament, erklärte er. Er finde es "peinlich", dass die Gesellschaft von Urteilen des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe "getrieben wird und die Kirchen dann immer nachziehen. Wir als Kirche sollten vorneweg gehen".

Die Ringvorlesung der Fakultät für Evangelische Theologie, dem Lehrstuhl für Menschenrechte in Erlangen und dem Menscherechtszentrum in Nürnberg bietet bis zum 18. Juni Veranstaltungen zum Querschnittsthema "Sexuelle Vielfalt" an.