Die Internatsleitung habe erneut die gesetzliche Meldepflicht verletzt. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt leitete am Montag Vorermittlungen gegen einen Kinderarzt an der Odenwaldschule ein, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.
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Das Sozialministerium warf der Schulleitung im südhessischen Heppenheim vor, zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ihrer Meldepflicht nicht nachgekommen zu sein. Erst Ende April hatte es ein Krisengespräch zwischen Vertretern von Behörden und der Schule gegeben, weil die Schulleitung Vorwürfe von Schülern gegen einen Lehrer erst nach einem Jahr weitergegeben hatte. Der Lehrer wurde entlassen; gegen ihn wird derzeit wegen des Verdachts auf Bezug von Kinderpornografie ermittelt.
"Die Schule hat bisher nicht vertrauenswürdig und transparent agiert"
Am vergangenen Freitag meldete die Schule Vorwürfe von Schülern gegen einen Kinderarzt, er habe sie ohne Notwendigkeit sich nackt ausziehen lassen und sie in übertriebener Weise abgetastet. Ähnliche Vorwürfe hätten Schüler schon vor zwei Jahren vorgebracht - gemeldet wurden sie erst jetzt.
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Das Sozialministerium werde "die Tragfähigkeit des pädagogischen Konzepts des Internats" prüfen, sagte Walter. Sie erinnerte daran, dass die Schule monatliche Meldepflichten habe, ihr Betreuungs- und Interventionskonzept umfassend überprüfen und die Trennung der Funktionen von Lehr- und Erziehungskräften umsetzen müsse. "Wir prüfen weitere Schritte, da die Schule bisher nicht vertrauenswürdig und transparent agiert hat", sagte Walter.
An der Odenwaldschule waren bereits zwischen 1965 und 1998 mindestens 115 Jungen und 17 Mädchen von Lehrern und Mitschülern sexuell missbraucht worden. Die Verbrechen wurden erst im Frühjahr 2010 umfassend aufgedeckt. Das Internat versprach Veränderungen, um Übergriffe künftig zu verhindern.