In "geistlich verunsicherten Zeiten" gerieten Glaube und Kirchen in die Tendenz, die eigene Relevanz zu betonen, sagte der Theologe am Montag laut Redemanuskript in einem Vortrag über kirchliche Kommunikationsstrategien in Berlin.
###mehr-artikel###
"Man erklärt sich zur 'Bundesagentur für Werte' oder liefert Sozialkapital zur Humanisierung des Zusammenlebens", erläuterte Gundlach. "Kurzum: Man macht sich und den lieben Gott nützlich." Diese Hinweise seien berechtigt und nötig, doch ohne den Kern des Glaubens bleibe nur eine Hülle übrig, sagte der Vizepräsident. "Manchmal habe ich die Sorge, dass dieses Unbedingt-nützlich-sein-Wollen auch etwas von Anbiederung hat, was den Herrn der Kirche zu klein macht und seine Kirche selbst säkularisiert."
"Die Menschen erwarten von uns mehr existenzielle Tiefe als politische Richtungsangaben", sagte Gundlach mit Verweis auf die jüngste Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft. Danach nehmen die Deutschen die Kirche vor allem bei ethischen Fragen rund um Leben und Sterben, weniger aber bei politischen Themen wahr. Gundlach forderte, den Schwerpunkt kirchlicher Kommunikation zu existenziellen, kulturellen und Beziehungsthemen zu verschieben, auch mit Blick auf die religiöse Erziehung in Familien.
Gundlach rechtfertigte zugleich das im vergangenen Jahr veröffentlichte EKD-Familienpapier. "Wenn wir nicht einen breiten Familienbegriff entwickeln, verlieren wir den Zugang zur nächsten Generation vollends", sagte er. Das Papier stieß auf Kritik, weil es eine Anerkennung auch homosexueller Partnerschaften und Patchworkfamilien fordert.