Militär und Rebellen hätten Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Massentötungen und Massenvergewaltigungen verübt und Frauen als Sexsklavinnen missbraucht, hieß es in einem am Donnerstag von der UN-Mission im Südsudan UNMISS veröffentlichten Bericht. Laut Amnesty International werden Männer, Frauen und Kinder aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt, vergewaltigt und ermordet.
Seit die Kämpfe zwischen den Truppen von Präsident Salva Kiir und den Rebellen um den früheren Vizepräsidenten Riek Machar Mitte Dezember ausbrachen, übten beide Seiten systematische Gräueltaten aus, hieß es in dem UN-Bericht, der auf Interviews mit 900 Personen basiert. Die Angriffe erfolgten in den Häusern der Menschen, aber auch in Krankenhäusern, Moscheen, Kirchen und UN-Grundstücken. Bei Beginn des Konfliktes seien Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Juba von Haus zu Haus gegangen, um Männer bestimmter Ethnien zu töten. Racheakte auf beiden Seiten hätten den Konflikt über das gesamte Land verbreitet.
UN und Amnesty beschuldigen beide Kriegsparteien
Amnesty-Vizedirektorin Michelle Kagari sagte bei der Vorstellung eines Berichts der Organisation: "Unsere Untersuchungen zeigen, wie unvorstellbar das Leid von so vielen wehrlosen Zivilisten ist, die dem Konflikt im Südsudan nicht entfliehen können." Kämpfer auf beiden Seiten missachteten selbst grundlegende Menschenrechte und humanitäre Standards. Alle Verantwortlichen für die Schreckenstaten müssten unabhängig von ihrem Rang zur Verantwortung gezogen werden.
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Einer von zwölf Überlebenden eines Massakers in Juba beschreibt in dem Amnesty-Bericht, wie er von Soldaten mit 300 anderen Menschen in einem engen Raum eingepfercht wurde. "Als wir nach Stunden die Fenster öffneten, weil es so heiß im Raum war, eröffneten die Soldaten willkürlich das Feuer in den Raum hinein." Eine Frau berichtet, wie sie von neun Männern vergewaltigt wurde. "Ich war im dritten Monat schwanger und habe dadurch mein Baby verloren - aber wenn ich mich verweigert hätte, hätten sie mich umgebracht."
Nach Schätzungen der UN sind bei dem Konflikt im Südsudan mehr als 10.000 Menschen getötet und mehr als eine Million vertrieben worden. Der Konflikt begann als Machtkampf zwischen Präsident Kiir, einem Dinka, und Rebellenchef Machar, einem Nuer, hat sich mittlerweile aber zu einem Bürgerkrieg zwischen den Volksgruppen der Nuer und der Dinka ausgeweitet. Der Südsudan ist seit Juli 2011 ein unabhängiger Staat und gilt als eines der unterentwickeltesten Länder der Welt.
Präsident Kiir und Rebellenführer Machar sollen an diesem Freitag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zusammentreffen, um über ein Ende des Konflikts zu sprechen. Seit Mittwoch gilt zudem eine von Unterhändlern vereinbarte Waffenruhe, die einen Monat andauern soll. Damit wollen beide Seiten eine humanitäre Katastrophe verhindern. Denn die Regenzeit beginnt und die Hilfsorganisationen wollen so schnell wie möglich Hilfsgüter verteilen. Die Konfliktparteien einigten sich deshalb auf die Einrichtung von Hilfskorridoren.