Ruanda erinnert an Völkermord vor 20 Jahren

Ruanda erinnert an Völkermord vor 20 Jahren
20 Jahre nach Beginn des Völkermords in Ruanda haben in dem zentralafrikanischen Land am Montag die offiziellen Gedenkfeiern begonnen. Im Stadion der Hauptstadt Kigali entzündete Präsident Paul Kagame vor Tausenden Menschen eine Fackel, die 100 Tage lang brennen soll. In 100 Tagen töteten radikale Hutu-Milizen 1994 bis zu einer Million Tutsi und moderate Hutus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon räumte Fehler der Weltgemeinschaft und der Vereinten Nationen ein. Überschattet wurde der Festakt von einem diplomatischen Streit zwischen Ruanda und Frankreich.

Ban betonte, einzelne UN-Mitarbeiter hätten während des Völkermords großen Mut bewiesen. "Aber wir hätten mehr tun können, und wir hätten mehr tun müssen", sagte er. Die UN-Truppen in Ruanda seien abgezogen worden, als sie am meisten gebraucht wurden. In einer schriftlichen Erklärung zog Ban Parallelen zur heutigen Situation in der Zentralafrikanischen Republik und in Syrien. Auch dort werde dringend mehr Hilfe der internationalen Gemeinschaft benötigt.

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Ähnlich äußerte sich Amnesty International. Aus Ruanda seien keine Lehren gezogen worden, hieß es in einer in London veröffentlichten Erklärung. 20 Jahre nach dem Völkermord wiederhole sich die Geschichte in der Zentralafrikanischen Republik und im Südsudan. "Das Versagen, mehr robuste Friedenstruppen bereitzustellen und Verantwortliche schwerer Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, ermöglicht erst neue Tragödien katastrophalen Ausmaßes", sagte der Generalsekretär der Organisation, Salil Shetty.

Das seit dem Völkermord angespannte Verhältnis zu Frankreich, das wie Belgien als Unterstützer der Regierung galt, die für den Genozid verantwortlich ist, erreichte einen neuen Tiefpunkt. Der französische Botschafter in Kigali durfte am Montag nicht an der Gedenkveranstaltung teilnehmen.

Frankreich: Völkermord ist heikles Thema

Zuvor hatte Ruandas Präsident Paul Kagame Frankreich in einem Interview der Zeitschrift "Jeune Afrique" einmal mehr vorgeworfen, an der "Vorbereitung und Umsetzung" des Völkermords beteiligt gewesen zu sein. Daraufhin sagte Paris die Teilnahme der französischen Justizministerin Christine Taubira an der Gedenkveranstaltung in Kigali ab. Kagame wirft der französischen Justiz zudem vor, die juristische Aufarbeitung des Völkermords zu verschleppen und mutmaßliche Täter, die sich nach Frankreich abgesetzt haben, unbehelligt zu lassen.

Der Völkermord in Ruanda endete erst, als Rebellen unter Kagames Führung die Extremisten besiegten. Viele von ihnen flohen in den Osten Kongos. Bis heute liefern sie sich Gefechte mit ruandischen Einheiten und von Ruanda unterstützten Rebellengruppen.

In Frankreich ist der Völkermord noch immer ein heikles Thema, da die französische Regierung über Jahre hinweg politischen Einfluss ausübte und die ruandische Armee mit Waffen versorgte. "Das Völkermord-Regime war im April 1994 in der französischen Botschaft (in Kigali) gebildet worden, und Paris hat noch bis zum August 1994 Waffen geliefert", sagte der ehemalige französische Außenminister Bernard Kouchner der Zeitung "Libération".