Die Aktivisten kritisierten unter anderem, dass sich Angehörige der muslimischen Rohingya-Volksgruppe nicht als "Rohingya" erfassen lassen dürfen. Stattdessen müssen sie sich auf staatliche Anordnung hin den Zählern als "Bengalen" ausgeben. Obwohl viele von ihnen seit Generationen im Land leben, sind die Rohingya in Birma nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Die Staatsbürgerschaft wird ihnen verweigert, sie werden als illegale Eindringlinge aus dem benachbarten Bangladesch betrachtet.
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Buddhistische Hardliner hatten angekündigt, den Zensus zu boykottieren. Sie wollen verhindern, dass den Rohingya der Status einer anerkannten Minderheit zugesprochen werden könnte. Vor allem im westlichen Bundesstaat Rakhine wird neue Gewalt befürchtet. Erst vor wenigen Tagen hatte ein buddhistischer Mob Büros und Einrichtungen internationaler Hilfswerke angegriffen.
Seit Juni 2012 ist es in der Region wiederholt zu blutigen Konflikten zwischen Buddhisten und Muslimen gekommen. Dabei wurden laut offizieller Angaben mehr als 240 Menschen getötet. Mindestens 140.000 Bewohner hatten vor der Gewalt fliehen müssen, die Mehrheit davon muslimische Rohingya.
Gleichzeitig ist fraglich, ob die Volkszählung wie vorgesehen am 10. April beendet werden kann. Denn in mehreren von bewaffneten Rebellenorganisationen kontrollierten Gebieten ethnischer Minderheiten in anderen Teilen des Landes haben die Rebellen angekündigt, dass Volkszähler keinen Zugang erhalten würden.
Birma, das offiziell Myanmar heißt, wurde jahrzehntelang von einer Militärjunta regiert. Offiziell hat das südostasiatische Land seit März 2011 eine zivile Regierung, die jedoch überwiegend aus Ex-Militärs besteht. In Birma leben nach jetzigem Stand 60 Millionen Menschen. Etwa 90 Prozent davon sind Buddhisten. Die Muslime machen ungefähr vier Prozent aus.