"Europa ist für die meisten europäischen Bürger eine Abstraktion", sagte der international erfolgreiche Autor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem sei die Einführung des Euro in Europa zu schnell gegangen. "Diese Europawahlen werden ein großer Schock für die Eliten sein", vermutet de Winter, der an diesem Mittwoch 60 Jahre alt wird.
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Zugleich schätzt der Schriftsteller die Gefahr, die von radikalen Muslimen für Europa ausgeht, eher gering ein. "Der Islamismus stellt keine echte Gefahr dar", sagte er und beschrieb den Islamismus als ein zeitlich beschränktes Phänomen. "Das bedeutet allerdings nicht, dass Islamisten nicht schrecklich viel Leiden hervorbringen können", ergänzte er. Gewalttätige Islamisten könnten zwar viele Menschen töten, sie seien aber nicht imstande, "unsere Gesellschaft zu vernichten", ist sich de Winter sicher.
Der Autor, der in seinem Roman "Ein gutes Herz" (2013) ein fiktives Attentat marokkanischer Jugendlicher in Amsterdam beschreibt, sieht den Islam in einer großen Krise: "Die islamische Kultur hat keine Antworten auf Modernisierung, Globalisierung und Individualisierung." Die Kultur des Islam sei in sich geschlossen. Der Islam brauche dringend eine Reformation, sagte er.
De Winter kritisierte, dass eine unabhängige wissenschaftliche Forschung zum Islam in der islamischen Welt kaum möglich sei. Es sei ein Tabu, die Entwicklung dieser Religion zu erforschen. "Es ist leider verboten, in Mekka archäologische Ausgrabungen zu machen", nannte er als Beispiel.