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"Afghanistan wird nicht plötzlich aufblühen, aber es wird auch nicht in ein Chaos stürzen, wie von einigen befürchtet", sagte die Vorsitzende des in Osnabrück ansässigen Afghanischen Frauenvereins dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Es wird irgendetwas dazwischen sein."Die jungen Menschen seien zunehmend selbstbewusst und gebildet und setzten sich im eigenen Land für Demokratie und Gleichberechtigung ein, sagte Nashir. Junge Frauen hätten schon verantwortungsvolle Posten in Wirtschaft und Politik übernommen. "Die ersten Politikerinnen sitzen bereits im Parlament. Junge Mädchen überreden ihre Väter, in die Nähe von Schulen umzuziehen." Gut 70 Prozent der Bevölkerung seien unter 20 Jahre.
Zudem habe sich auch die Einstellung der Landbevölkerung geändert. "Bildung hat inzwischen ein positives Image", sagte die aus Kundus stammende Vereinsgründerin. Die Dorfältesten unterstützten die Hilfsorganisation beim Bau von Schulen, Brunnen und Gesundheitsstationen. Sie setzten sich dafür ein, dass ihre Töchter zur Schule gehen könnten. "Sie sind selbst oft Analphabeten, haben aber den Wert der Bildung erkannt."
Aufbau von Infrastruktur und Wirtschaft vernachlässigt
Die Internationale Gemeinschaft habe sich während der ISAF-Mission zu wenig um den Aufbau der Infrastruktur und einer nachhaltigen Wirtschaft gekümmert, kritisierte Nashir. Es sei zu wenig in den Bau von Krankenhäuern, den Aufbau der Landwirtschaft und von Fabriken investiert worden. "Es ist viel Geld ausgegeben worden für das Militär, für Waffen, Verwaltung und Korruption." Milizen und Kriminelle nutzten die Waffen nun, um ihre Interessen durchzusetzen. Zudem hätten die NATO-Staaten oft kriminelle Warlords unterstützt. Die Sicherheitslage sei extrem schlecht.
Die Staatengemeinschaft dürfe sich auch künftig nicht aus der Verantwortung stehlen, forderte Nashir. Über die Entwicklungszusammenarbeit müssten künftig zivile Projekte in den ländlichen Regionen gefördert werden. Dabei sollten die Helfer von außen mehr mit den einheimischen Kräften zusammenarbeiten und materielle Ressourcen vor Ort nutzen, ohne ein Abhängigkeitsverhältnis zu schaffen.