"Wenn die Kirche sich davon abhängig macht, was Mehrheitsmeinung ist, gibt sie Theologie und Offenbarung als eigene Erkenntnisquelle preis", sagte der Münsteraner Forscher dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochsausgabe). Die Neuausrichtung kirchlichen Handelns müsse letztlich aus theologischen Überlegungen kommen.
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"Der Widerspruch zwischen Lehre und Leben ist in der katholischen Kirche ja mit Händen zu greifen", sagte Pollack. "Aber aus dieser Diagnose folgt keineswegs, dass die Kirche ihre Vorgaben an das Verhalten der Menschen anpassen müsste." Es sei zwar gut, die Einstellung der Katholiken zu Ehe und Familie zu erheben. "Aber die Methode einer Umfrage unter Funktionären kann keine repräsentativen Ergebnisse liefern, zumal dann nicht, wenn sie - wie in Deutschland - stark onlinegestützt arbeitet", kritisierte der Wissenschaftler der Universität Münster.
Der Vatikan hatte einen Fragebogen zu Ehe, Familie und Sexualmoral erstellt, um eine außerordentliche Bischofssynode zum Thema Familie in Rom vorzubereiten. Aus den Antworten geht hervor, dass Deutschlands Katholiken die Sexualmoral ihrer Kirche für weitgehend lebensfern und rückschrittlich halten. Die kirchlichen Aussagen zu Geschlechtsverkehr vor der Ehe, Homosexualität, wiederverheirateten Geschiedenen und Geburtenregelung finden nach dem Bericht der Deutschen Bischofskonferenz bei den Gläubigen "kaum Akzeptanz oder werden überwiegend explizit abgelehnt".