In Gebieten im Norden und Nordosten des Bürgerkriegslandes seien Regelungen eingeführt worden, die die Menschenrechte von Frauen und Mädchen drastisch verletzten, erklärte die Organisation Human Rights Watch am Montag in New York. Durch strenge und diskriminierende Vorschriften etwa zur Kleidung, Arbeit und Bildung seien die Betroffenen im täglichen Leben stark eingeschränkt.
Die islamistischen Rebellengruppen Al-Nusra-Front und Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS) verlangten unter Androhung von Strafen, dass Frauen und Mädchen sich mit Hidschab-Kopftüchern und langen Übergewändern (Abayas) verhüllten, hieß es in dem Bericht. Das Tragen von Jeans, körperbetonter Kleidung, knöchelfreien Röcken und Kleidern sowie Make-up sei verboten. In einigen Gebieten sei es Frauen und Mädchen zudem untersagt, sich in der Öffentlichkeit frei zu bewegen, zu arbeiten und Schulen zu besuchen. Human Rights Watch bezog sich auf Interviews mit mehr als 40 syrischen Flüchtlingen im Irak und in der Türkei.
Flüchtlinge berichten von Entführungen
"Extremistische Gruppen wie ISIS und die Al-Nusra-Front höhlen die Freiheiten aus, die die syrischen Frauen und Mädchen genossen haben und die lange Zeit eine Stärke der syrischen Gesellschaft waren", sagte die Direktorin für Frauenrechte bei Human Rights Watch, Liesl Gerntholtz. Die Verbote seien zwischen September 2012 und November 2013 unter anderem in den Städten Idlib, Afrin und Tel Aran sowie in Teilen von Aleppo verhängt worden.
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Einige Flüchtlinge berichteten den Angaben zufolge auch über Entführungen von Frauen durch die dschihadistischen Gruppen. Eine Frau erklärte, eine verwitwete Nachbarin und deren drei Kinder seien bei einem Gefecht getötet worden, weil sie ohne männlichen Begleiter nicht das Haus verlassen durften.
Im Kampf gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad haben die teils verfeindeten syrischen Rebellengruppen etliche Gebiete im Norden und Osten des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Seit Beginn des Konflikts vor knapp drei Jahren wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als 100.000 Menschen getötet.