Russisch-orthodoxe Kirche: Westliches Gesellschaftsmodell gerät ins Abseits

Russisch-orthodoxe Kirche: Westliches Gesellschaftsmodell gerät ins Abseits
Das westliche Gesellschaftsmodell kann aus Sicht der russisch-orthodoxen Kirche die aktuellen Herausforderungen nicht meistern.

Der Westen nehme nicht zur Kenntnis, dass seine soziale Ordnung nur von einer Minderheit der Menschen weltweit akzeptiert werde, sagte Erzpriester Wsewolod Tschaplin laut russischer Nachrichtenagentur Interfax vom Dienstag. Angesichts der historischen Herausforderungen gerate das westliche Modell, das typisch für Friedenszeiten sei, zunehmend ins Abseits.

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Bestimmte Repräsentanten im Westen seien bestrebt, das westliche Gesellschaftsmodell mit Gewalt einzuführen. Aber in vielen Nationen formiere sich dagegen Widerstand, sagte Tschaplin, der im Moskauer Patriarchat für die Beziehungen zur Gesellschaft zuständig ist. Der Geistliche schloss nicht aus, dass das 21. Jahrhundert größere Konflikte einschließlich des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen erleben werde.

Islamische Wortführer auch listig wie "westliche Falken"

Auch in der islamischen Welt strebten bestimmte Wortführer mit Gewalt eine weltweite Dominanz an. Dabei gingen sie nicht weniger listig als "westliche Falken" vor, wenn sie nach den jeweiligen Umständen auf starke Propaganda oder Versprechungen setzten, sagte Tschaplin.

Patriarch Kyrill kritisierte unterdessen den Westen für Tendenzen, das christliche Weihnachtsfest aus der Öffentlichkeit zu verbannen oder durch andere Feiern zu ersetzen. Die westeuropäischen Eliten seien generell antichristlich und antireligiös, beklagte das Oberhaupt der russischen Kirche in einem Interview mit dem Sender "Russia-1". Das Rechte, die eigene religiöse Überzeugung öffentlich zu bezeugen, werde im Westen verletzt durch eine Besessenheit zum Schutz der Menschenrechte. Als Beispiele nannte der Moskauer Patriarch Fälle, in denen TV-Sprechern oder Krankenschwestern das Tragen einer Kette mit Kreuz untersagt wurde.