EKD-Ratschef: Arme Kirche hilft armen Menschen nicht

EKD-Ratschef: Arme Kirche hilft armen Menschen nicht
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sich gegen Forderungen von Papst Franziskus nach einer "armen Kirche" gewandt.

"Nachhaltig helfen kann nur eine Kirche, die auch materielle Mittel hat, um helfen zu können", heißt es in einem Beitrag Schneiders für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montagsausgabe). Zudem brauche es fachlich qualifizierte Mitarbeiter, "um große prophetische Visionen in viele kleine praktische Schritte umzusetzen." 

Zwar sei das "Ideal einer armen Kirche unverzichtbares Korrektiv für eine Kirche der bürgerliche Mitte", räumte der EKD-Ratsvorsitzende ein. Den Armen sei aber nicht mit einer armen Kirche gedient, betont er zugleich. Schneider: "Im Blick auf die Weltverantwortung aber darf sich die parteiliche Kritik gegen einen lebensfeindliche Kapitalismus unserer Tage nicht in großen Verlautbarungen und Gesten erschöpfen, wenn sie ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit bewirken will."

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In seinem im November vorgestellten Dokument "Evangelii gaudium" (Freude des Evangeliums) macht Papst Franziskus die modernen Wirtschaftssysteme mitverantwortlich für soziale Ungerechtigkeiten. Märkte ohne die nötigen Regulierungen schlössen einen Großteil der Menschheit von ihrem Recht auf Teilhabe an den Gütern der Erde aus. Unter diesen Umständen lindere auch wirtschaftliches Wachstum nicht die weltweite Armut, heißt es in dem Papier.

Zum Thema Ökumene sagte Schneider, er wünsche sich konkrete Initiativen zwischen den protestantischen Kirchen und der katholischen Kirche. Als Beispiel nannte Schneider "die Frage, ob und wie das Reformationsjubiläum 2017 auch von unseren römisch-katholischen Geschwistern mitgefeiert und in seinem Wert für die geistliche Erneuerung der ganzen christlichen Kirche erkannt und gewürdigt werden kann".

Schneider plädierte für eine "Ökumene der Gaben", in der die besonderen Qualitäten der jeweils anderen Konfession gegenseitig gewürdigt werden können. "Solche Signale von Papst Franziskus würden evangelische Christinnen und Christen gerne aufnehmen und weiterentwickeln", unterstrich der EKD-Ratsvorsitzende.