Selbst wenn die Eltern Jesu den Weg über das Mittelmeer in Richtung Lampedusa nach Deutschland geschafft hätten, "hätte ihr Asylantrag wenig Aussicht auf Erfolg gehabt", schreibt der Flüchtlingsbeauftragte der Lippischen Landeskirche in der Beilage "Evangelisch in Lippe" der in Detmold erscheinenden "Lippischen Landeszeitung" (Samstag).
Maria und Josef würden heute in ein vermeintlich sicheres Drittland zurückgeschickt, das sie auf ihrer Flucht betreten hätten, schreibt Bökemeier weiter. "Zum anderen wäre die Frage: Wie hätten Maria und Josef die Gefährdung ihres Kindes durch Herodes glaubhaft nachweisen können?" Es habe weder einen Haftbefehl gegeben noch habe es in einer Zeitung gestanden. Zudem habe Galiläa damals als vergleichbar ruhiger Ort gegolten. "Bei uns heute wäre er als sicherer Staat eingeordnet worden. Es gäbe überhaupt keine Chance auf Anerkennung als Asylbewerber."
"Bibel ist voll mit Flüchtlingsschicksalen"
Die Bibel sei voll von Flüchtlingsschicksalen von Abraham über Mose und das ganze Volk Israel bis hin zu Jesus Christus, erklärte der Theologe. Gott sei ein Freund derer, die ihr Land verlassen müssten, um anderswo Zukunft oder Zuflucht zu suchen. Die Menschen in Deutschland, die in einem sicheren Land leben, sollten viel offener Flüchtlinge aufnehmen, forderte Bökemeier: "Wir können uns das leisten, viel eher als der Libanon, der aber eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat."