"Kirche funktioniert auch ohne Landeskirchenämter und die vielen Referenten. Die Bürokraten behindern und lähmen die Arbeit vor Ort", sagte der 87-Jährige dem evangelischen Magazin "3 E". Wachstum, Veränderung und Mission seien keine Aufgaben der Landeskirchen von oben, sondern der Christen von unten. "Provokant gesagt: Die Zukunft der Kirche ist freikirchlich", empfahl Moltmann.
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Der Tübinger Professor gilt als einer der einflussreichsten Theologen der vergangenen 50 Jahre. Seine 1964 erschienene "Theologie der Hoffnung" ist weltweit beachtet worden. Von 1967 bis 1994 war er an der Universität Tübingen Professor für Systematische Theologie.
Moltmann fordert in dem Interview eine Wiederentdeckung des Missionarischen: "Das Dialogische ist so langweilig." Die Landeskirchen müssten sich auch um die Weitergabe des Glaubens an Muslime kümmern. "Da bilden sich manche Kirchenleute etwas drauf ein, weil sie in eine Moschee eingeladen sind. Wo sind die Kirchen, die Muslime in ihre Räume einladen und dort das Evangelium erklären?", fragt Moltmann.
Deutschland und damit auch die Kirchen im Land lebten seit der Nachkriegszeit in einer Kultur der Risikolosigkeit. "Alle Risiken werden so lange in Ausschüssen besprochen, bis sie kein Risiko mehr darstellen." Wenn man aber ausschließlich auf Konsensfähigkeit aus sei, blieben nur "angepasste Typen ohne Ecken und Kanten" übrig, so Moltmann.