Gauck: Deutschland könnte noch mehr Syrer aufnehmen

Bundespräsident Gauck mit syrischen Flüchtlingen im Lager Friedland
Foto: epd/Andreas Fischer
Bundespräsident Gauck mit syrischen Flüchtlingen im Lager Friedland
Gauck: Deutschland könnte noch mehr Syrer aufnehmen
Bundespräsident Joachim Gauck will sich dafür einsetzen, dass Deutschland weitere Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufnimmt. "Ich frage mich, ob die Zahl, die wir bisher angeboten haben, die richtige Zahl ist", sagte Gauck am Donnerstag bei einem Besuch im Grenzdurchgangslager Friedland.

Die Einrichtung im Kreis Göttingen ist die erste Anlaufstelle in Deutschland für die zunächst 5.000 syrischen Flüchtlinge, deren Aufnahme die Bundesrepublik im Frühjahr zugesagt hatte. Bislang sind mit vier Flugzeugen insgesamt etwa 520 Erwachsene und Kinder in Deutschland angekommen.

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In einem Gespräch mit syrischen Flüchtlingsfamilien kündigte Gauck an, er werde die Bundesregierung um die Aufnahme weiterer Menschen aus dem vom Bürgerkrieg so stark betroffenen Land bitten. Er verwies dabei auf die Nachbarstaaten Syriens, die sehr viel mehr Flüchtlinge aufgenommen hätten als Deutschland und die anderen europäischen Länder. Er habe deshalb "großen Respekt" vor dem Libanon, Jordanien und der Türkei, sagte Gauck.

Auf die Forderung der Gesellschaft für bedrohte Völker, mindestens 50.000 syrische Kriegsflüchtlinge nach Deutschland zu holen, ging der Bundespräsident nicht direkt ein. Mitglieder der Menschenrechtsorganisation hatten während des Besuchs Gaucks vor dem Lagertor eine Mahnwache abgehalten und dabei ebenfalls auf die kleinen Nachbarländer Syriens verwiesen, die Hunderttausenden Flüchtlingen die Hand reichten.

"Ein Land, das offene Arme hat für Menschen in Not"

In der Gesprächsrunde schilderten mehrere Flüchtlinge dem Bundespräsidenten ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Eine Mutter sagte, sie habe neun Angehörige im Bürgerkrieg verloren. Eine andere Frau berichtete, wie sie "im letzten Moment" aus der weitgehend zerstörten Stadt Homs geflüchtet sei: "Das Töten dort war wahllos und willkürlich."

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Gauck sagte dazu, er wünsche sich, "dass Sie den Eindruck haben, in ein Land zu kommen, das offene Arme hat für Menschen in Not". Er wisse aber auch, dass sich nicht alle Deutschen über die Anwesenheit der Syrer freuten. "Manche haben Probleme mit Flüchtlingen oder Angst, einige sind sogar bösartig", erklärte Gauck. Deutschland sei auch "kein Paradies, sondern ein Land, in dem nicht alle Dinge in Ordnung sind".

Vor der Gesprächsrunde hatte Gauck einen sogenannten Wegweiserkurs besucht. In diesen einwöchigen Kursen erhalten die Flüchtlinge im Lager Informationen über das Leben in Deutschland. Der Bundespräsident wurde bei seinem Besuch von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt sowie von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius begleitet. Der SPD-Politiker sprach sich am Donnerstag ebenfalls dafür aus, mehr als die zugesagten 5.000 syrischen Kontingentflüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.