Viele orthodoxe Christen fühlten sich durch die Lehren anderer Kirchen in ihrem Glauben bedroht, sagte der rumänisch-orthodoxe Metropolit Nifon von Targoviste am Dienstag auf der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im südkoreanischen Busan. "Es gibt Stimmen, die immer lauter werden, die Ökumene als Häresie (Irrlehre) bezeichnen", fügte der Professor für Missionwissenschaften und Ökumene an der orthodoxen Fakultät im rumänischen Targoviste hinzu. Metropolit Nifon gehört den ÖRK-Leitungsgremien an.
Für den "Außenminister" der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, ist der Verbleib im Weltkirchenrat nicht selbstverständlich. "Wir denken oft über einen Austritt nach", hatte der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats zuvor dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt. Die Russische Orthodoxe Kirche, von der Zahl der Gläubigen die größte Mitgliedskirche im ÖRK, lässt bereits ihre Mitgliedschaft in der Konferenz Europäischer Kirchen seit 2008 ruhen. Metropolit Hilarion unterstrich allerdings, man betrachte den Sitz im Weltkirchenrat als wichtig, um sich mit anderen Kirchen auszutauschen und seine Positionen einzubringen.
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Im Weltkirchenrat streiten sich Orthodoxe und westliche Mitgliedskirchen immer wieder über ethische Fragen. Viele orthodoxe Kirchen beklagen eine zu liberale Haltung ihrer ÖRK-Partner bei Themen wie Lebensschutz, Frauenordination oder Homosexualität.
Die Ostkirchen gehören zu den großen Konfessionsfamilien des Christentums. Mit Orthodoxie werden jene christlichen Kirchen umschrieben, die in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches entstanden sind oder von dort aus durch Mission gegründet wurden. Aufgrund des Entstehungsgebietes werden sie daher auch "Ostkirchen" genannt. Im Jahr 1054 spaltete sich die Christenheit nach langem Streit um theologische, politische und kulturelle Fragen endgültig in einen östlichen und einen westlichen Zweig.
Die orthodoxe sowie die römisch-katholische Kirche entwickelten sich danach weitgehend unabhängig voneinander. Weltweit bezeichnen sich Schätzungen zufolge von zwei Milliarden Christen mehr als 200 Millionen als orthodox. In Deutschland sind es rund eine Million orthodoxe Christen, die zumeist aus Griechenland, Russland oder Serbien stammen.
Auf der bis 8. November dauernden ÖRK-Vollversammlung mit mehr als 3.000 Teilnehmern geht es neben der Ökumene unter anderem um globale Themen wie Armut, Klimawandel und Frieden. Der Weltkirchenrat repräsentiert mehr als 500 Millionen Christen aus 350 Kirchen. Die römisch-katholische Kirche gehört dem Rat nicht an.