Sie reagierten damit auf die anhaltenden Polizeikontrollen der Afrikaner rund um die St. Pauli-Kirche. Die evangelische Nordkirche, die die Flüchtlinge unterstützt, hat sich von den Krawallen distanziert. "Gewalt hilft niemandem", sagte Propst Karl-Heinrich Melzer, Vertreter der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, am Dienstag. Seit Anfang Juni leben etwa 80 Afrikaner in der Hamburger St.-Pauli-Kirche.
###mehr-artikel###Rund 1.000 Menschen hatten sich am Abend zu einer ungenehmigten Demonstration im Schanzenviertel versammelt. Nach Angaben der Polizei wurden die Einsatzkräfte mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen. Kleingruppen steckten Müllcontainer an, zerstörten Fensterscheiben des Landgerichts und setzten einen Pkw in Brand. Ein Streifenwagen wurde von rund 100 Personen angegriffen und beschädigt. Rund 1.000 Beamte waren im Einsatz, sechs von ihnen wurde leicht verletzt.
St.-Pauli-Pastor Sieghard Wilm bekräftigte, dass die Flüchtlinge gewaltsame Demonstrationen ablehnten. "Nur Besonnenheit ist unsere Stärke", sagte Wilm dem Stadtsender "Hamburg 1". Aufgabe der Kirche sei es, Brücken zwischen Flüchtlingen und Senat zu bauen. Dass die Polizei Zivilstreifen rund um das Kirchengelände einsetze und Hubschrauber über dem Gelände kreisen lasse, sei allerdings "ein unfreundlicher Akt".
Kirche ruft zu Gesprächen auf
Die Nordkirche hat den Senat zu neuen Gesprächen über die Lampedusa-Flüchtlinge aufgerufen. Der "Weg der Eskalation" dürfe nicht weiterbeschritten werden, sagte Propst Melzer. Die bisherigen Gespräche seien "in gegenseitigem Respekt" verlaufen. Umso mehr hätten ihn die am vergangenen Freitag begonnenen Personenkontrollen "überrascht und schockiert". Die Nordkirche werde ihre humanitäre Nothilfe fortführen. Melzer: "Wer uns das verbieten will, verlangt Unmögliches." Nach wie vor sei geplant, insgesamt 35 Container auf Kirchengelände aufzustellen, um die Flüchtlinge im Winter zu versorgen. Geld dafür stehe aus Spenden zur Verfügung.
In einem konkreten Fall habe bereits eine Anhörung stattgefunden, die mit einer Ausreiseverfügung des Betroffenen bis zum 25. Oktober beschieden worden sei, sagte Anne Harms von der kirchlichen Beratungsstelle "fluchtpunkt". Von einer anfangs versprochenen "wohlwollenden Prüfung" könne keine Rede sein.
Über Italien nach Deutschland
Die rund 300 afrikanischen Wanderarbeiter waren in den Kriegswirren aus Libyen nach Italien geflüchtet. Dort hatten sie die Behörden vor etwa einem Jahr mit 500 Euro Reisegeld nach Deutschland weiter geschickt. Der Senat lehnt bislang eine Aufnahme aller Flüchtlinge aus humanitären Gründen ab, hat aber eine Einzelfallprüfung zugesagt. Grundsätzlich müsse das Asylverfahren in Italien erfolgen, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mehrfach betont.