Tebartz-van Elst will kommende Woche nach Rom reisen. Dies bestätigte Bistumssprecher Martin Wind am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einen genauen Reisetermin nannte er nicht. Der Bischof habe zudem deutlich gemacht, "dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in den Händen des Heiligen Stuhls liegt", heißt es in einer Pressemitteilung des Bistums.
Tebartz-von Elst äußert "Betroffenheit"
"Der Bischof ist betroffen über die Eskalation der aktuellen Diskussion. Er sieht und bedauert, dass viele Gläubige im Bistum und darüber hinaus unter der gegenwärtigen Situation leiden", heißt es in der Erklärung weiter. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hält sich in der kommenden Woche in Rom auf. Er beginnt am Montag einen Besuch im Vatikan mit Gesprächen an der Kurie. Im Lauf der Woche will er Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg unterrichten. Zollitsch war zuletzt auf Distanz zu Tebartz-van Elst gegangen.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner, der Bischof Tebartz-van Elst bislang den Rücken gestärkt hatte, rückte inzwischen offenbar ebenfalls von ihm ab. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf das Umfeld des Kardinals berichtet, sei für Meisner nach dem von der Staatsanwaltschaft Hamburg beantragten Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst und nach der Bekanntgabe exorbitant gestiegener Baukosten für das Diözesane Zentrum in Limburg eine "neue Lage" eingetreten. Meisner sehe nicht nur das Bischofsamt, sondern die gesamte Kirche durch den Fall beschädigt.
Müller verteidigt Limburger Bischof
Dagegen nimmt der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Bischof Tebartz-van Elst in Schutz. Bei den Vorwürfen gegen diesen handele es sich um eine "Erfindung von Journalisten" und eine "Medienkampagne", hatte Müller nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" am Freitagabend während einer Messe in Rom gesagt. Für die hohen Baukosten für das Bischöfliche Haus in Limburg sei nicht der Bischof verantwortlich. Die Verantwortung liege vielmehr bei dessen Mitarbeitern.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Wochenendausgabe berichtete, soll Bischof Tebartz-van Elst möglicherweise bereits seit Langem gewusst haben, dass die Kosten seines neuen Bischofszentrums wesentlich höher liegen würden als öffentlich eingeräumt. Nach Informationen der Zeitung soll bereits Ende 2010 festgestanden haben, dass der Bau des Diözesanen Zentrums St. Martin gegenüber dem Limburger Dom deutlich mehr als 20 Millionen Euro kosten würde. Unklar sei, ob der Bischof selbst von Anfang an von den hohen Ausgaben wusste oder ob dies über Jahre hinweg nur seinen engsten Beratern bekannt war.
Drewermann: Auch anderswo
Der kirchenkritische Theologe Eugen Drewermann nimmt den umstrittenen Limburger Bischof dagegen in Schutz. "Ich finde es nicht richtig, dass ein Mann, der mit dem Rücken zur Wand steht, skandalisiert wird für ein Problem, das nicht personell, sondern strukturell ist", sagte Drewermann der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" (Samstag). Sicher habe Tebartz-van Elst die Kosten aus dem Ruder laufen lassen, aber "die Scheinheiligkeit seiner Amtskollegen wird gar nicht debattiert", kritisierte Drewermann weiter. Auch in Köln und München lebten die Bischöfe auf großem Fuß.
Der Bischof steht seit Wochen wegen seines Führungsstils, der Kostenexplosion beim Bau des rund 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums - statt ursprünglich 5,5 Millionen Euro - und einer Flugaffäre in der Kritik. Am Donnerstag hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft bekanntgegeben, dass sie den Erlass eines Strafbefehls gegen Tebartz-van Elst wegen falscher Versicherungen an Eides Statt in zwei Fällen beim Amtsgericht beantragt hat. Dabei geht es um Erklärungen des Bischofs im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien, mit denen er Veröffentlichungen im Magazin "Der Spiegel" untersagen lassen wollte.