Ostdeutsche Schüler schneiden bei einem neuen bundesweiten Ländervergleich deutlich besser ab. Die Ergebnisse des Tests stoßen zugleich auf ein geteiltes Echo. Während das gute Abschneiden von Schülern aus den neuen Bundesländern gelobt wurde, werten Gewerkschaftsvertreter die Ergebnisse der Studie als "Armutszeugnis für die vermeintliche Bildungsrepublik". Der am Freitag von der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin veröffentlichte Ländervergleich ergab, dass ostdeutsche Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften sehr viel bessere Resultate erzielen als westdeutsche Jugendliche.
Nach KMK-Angaben wurde im Jahr 2012 erstmals der Leistungsstand von Neuntklässlern in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik bundesweit verglichen. "Insbesondere die Schülerinnen und Schüler in ostdeutschen Ländern erzielten hier ein erfreulich hohes Kompetenzniveau", erklärte der Präsident der KMK und Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh (SPD).
Bildungserfolg hängt überall an der sozialen Herkunft
Schüler aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Bayern liegen demnach "signifikant oberhalb des Mittelwerts für Deutschland" im Fach Mathematik. Bei allen drei naturwissenschaftlichen Fächern erzielten Jugendliche aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Spitzenwerte. In zwei Fächern traf das auch für Bayern und Rheinland-Pfalz vor.
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Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) betonte, das gute Ergebnis der neuen Länder in Mathematik und in den Naturwissenschaften zeige "die Wertschätzung, die diese Fächer in Ostdeutschland genießen". Jetzt gehe es darum, dass alle Länder aus den Ergebnissen "die richtigen Konsequenzen für den Unterricht" ziehen.
Wie die KMK weiter mitteilte, ist der Bildungserfolg bundesweit aber an die soziale Herkunft und den Zuwanderungshintergrund gekoppelt. Unterschiede zwischen den Bundesländern gebe es dabei nicht. Bereits am Vortag hatte die KMK eine gemeinsame Erklärung zu mehr Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund unterzeichnet.
DGB: "Armutszeugnis für die Bildungsrepublik Deutschland"
"Diese Befunde sind ein Armutszeugnis für die vermeintliche Bildungsrepublik Deutschland", kritisierte die Vizevorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack. Die soziale Spaltung bleibe eine Dauerbaustelle im deutschen Bildungssystem. "Im Fach Mathematik macht der Unterschied je nach sozialem Status der Eltern fast drei Schuljahre aus."
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte unterdessen, neue Akzente in der Bildungsforschung zu setzen. Dazu gehörten der "Umbau des selektiven zu einem inklusiven Schulsystem" und eine effektive Lehrerfortbildung.
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht nach dem Ländervergleich vor allem Handlungsbedarf im Lehrerbereich. "Lehrermangel, nicht fachgerechter Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen, Lehramtsstudiengänge mit ungenügendem Berufsbezug dürfen weder schöngeredet und noch viel weniger schöngerechnet werden", verlangte der VDE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann.