Auf dem Kontinent solle Solidarität über Nationen, Landesgrenzen und die Grenzen in den eigenen Köpfen hinweg gelebt werden, sagte Zollitsch laut Redemanuskript am Donnerstag in Stuttgart beim zentralen Festgottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit. "Wir können solidarisch sein, weil Gott sich mit unserer Welt solidarisch zeigt", sagte der Freiburger Erzbischof. Am Gottesdienst nahmen auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.
Zollitsch forderte dazu auf, der Kraft des Gebetes zu vertrauen. Dass sich in der Syrienkrise Russland und die USA überraschend auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt hätten, sei auch eine Folge weltweiter Gebete. Ähnlich beim Prozess der deutschen Vereinigung 1990: Auch hier habe Gott "seine Finger mit im Spiel gehabt", sagte der Erzbischof.
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Die deutsche Vereinigung ist für Zollitsch nach 23 Jahren immer noch ein "Wunder". Doch solle auch gesehen werden, was Menschen vor der Wende Großartiges geleistet hätten und was sie heute Wertvolles im Alltag leisteten, ohne damit im Scheinwerfer der Öffentlichkeit zu stehen. "Es geht nicht darum, ständig das Außergewöhnliche zu leisten, sondern das Gewöhnliche außergewöhnlich gut zu tun. Davon lebt unsere Gesellschaft", betonte er.
Auch der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, betrachtet die gewaltfreie Revolution in Deutschland als Gottesgeschenk. Ein Staat könne aber nicht ohne Orientierung an Barmherzigkeit, Liebe und Achtung leben. Daraus erwachse die Aufgabe, sich für Menschen einzusetzen, die in Deutschland Zuflucht suchten und die anderswo Gewalt und Unfreiheit erdulden müssten, sagte July.
Der Gottesdienst ging einem Festakt am Mittag voraus, bei dem Bundespräsident Gauck und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprechen sollten. Das Motto der Feier lautet in diesem Jahr "Zusammen einzigartig". Zu den Feierlichkeiten erwartet die baden-württembergische Landeshauptstadt rund 400.000 Besucher.