Menschenrechtler kritisieren Stopp von Geldtransfer nach Somalia

Menschenrechtler kritisieren Stopp von Geldtransfer nach Somalia
Mehrere Großbanken haben die Konten somalischer Unternehmen geschlossen, die Geld in das afrikanische Land überwiesen. Die Begründung: Geldwäsche. Beobachter warnen jedoch, dass viele Somalis von den Geldsendungen aus dem Ausland leben.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat ein Umdenken im Anti-Terror-Kampf in Somalia gefordert. "Wer den Wiederaufbau in Somalia fördern will, darf nicht Geldtransfers von im Ausland lebenden Somalis in ihre Heimat unterbinden", sagte Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Viele Menschen seien auf diese Zahlungen angewiesen, um zu überleben.

###mehr-artikel###

Mehrere Großbanken, darunter große britische Finanzhäuser, haben bereits die Konten somalischer Transfer-Dienste und Unternehmen geschlossen, die Geld ins Ausland überweisen. Sie begründeten den Schritt mit der Befürchtung, dass diese Konten zur Geldwäsche genutzt würden. In Somalia gibt es nach über zwanzig Jahren ohne Regierung kein konventionelles Bankensystem mehr.

Die Geldtransfers linderten spürbar die Not der Menschen in Somalia, sagte Delius. Die jährlich rund 980 Millionen Euro machen rund 35 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Da die somalische Wirtschaft nach Jahren des Bürgerkriegs weitgehend zusammengebrochen ist, sind nach Schätzungen von Hilfswerken 40 Prozent der Bevölkerung auf die Unterstützung durch ihre Verwandten im Ausland angewiesen. Viele Beobachter befürchten, dass die Geldtransfer-Unternehmen künftig in den Untergrund gehen und noch schwerer zu kontrollieren sein werden.

An diesem Montag werden auf Einladung der Europäischen Union Delegationen aus 50 Staaten auf einer Konferenz in Brüssel über die Unterstützung des Wiederaufbaus in Somalia beraten.