Psychologin: Keine Gleichberechtigung in evangelischer Kirche

Psychologin: Keine Gleichberechtigung in evangelischer Kirche
Frauen und Männer sind nach Ansicht der Berliner Psychologin Annegret Böhmer in der evangelischen Kirche noch längst nicht gleichberechtigt. Gegenwärtig machten Frauen zwar zwei Drittel der kirchlichen Engagierten aus - in den Führungsetagen seien sie aber erst zu einem Drittel vertreten.

"Diese Geschichte ist noch nicht am Ende", sagte Annegret Böhmer am Rande eines "Frauentags zur Reformation" mit rund 500 Teilnehmerinnen im Kloster Loccum bei Nienburg. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister unterstützte die Forderung.

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"Ich denke, dass sich sowohl Männer als auch Frauen eine Gleichberechtigung von 50 zu 50 noch gar nicht vorstellen können", sagte Böhmer, Professorin der Evangelischen Hochschule Berlin. Chancengleichheit stehe zwar auf dem Papier und in Gesetzen. Zugleich gebe es jedoch ein tief verankertes Glaubenssystem, in dem Männer die dominierende Rolle spielten: "Das Bild vom männlichen Gott ist sehr stark." Es habe über Jahrhunderte zu dem Glauben geführt, dass Männer die "Sachwalter Gottes" seien. Diese Konstruktion von Realität sei in den Köpfen von Männern und Frauen nicht einfach durch eine Gesetzesänderung verschwunden.

Ein erster Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit wäre es ihrer Ansicht zufolge, neben einer Quotenregelung die Anforderungen an Leitungsämter transparent zu definieren und zu begrenzen. Auch Leitung im Team müsse möglich sein, etwa durch geteilte Ämter. "Dann hätten Frauen und Männer, die nicht nur für ihren Beruf leben wollen, mehr Lust auf diese Aufgabe." Zurzeit seien Leitungsämter noch immer eher auf Männer zugeschnitten, denen zu Hause eine Frau den Rücken freihalte.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister bezeichnete es als eine "Schuld der Kirche", dass sie Frauen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Pfarramt ausgeschlossen habe. Erst der Pastorenmangel nach dem Zweiten Weltkrieg habe ihnen die Türen geöffnet. "Es ist schon manches geschafft, aber es liegt auch noch ein langer Weg vor uns", sagte er mit Blick auf den Anteil von Frauen in leitenden Kirchenämtern. Bereits zu Zeiten des Neuen Testamentes habe es Frauen als "Apostelinnen" mit Leitungsfunktionen gegeben.