Bündnis gegen Cybermobbing warnt vor Psychoterror im Internet

Bündnis gegen Cybermobbing warnt vor Psychoterror im Internet
Cybermobbing ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Rund 20 bis 30 Prozent der deutschen Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren litten unter Beleidigungen und Psychoterror im Internet, sagte Catarina Katzer, Sozialpsychologin und Gründungsmitglied des Bündnisses gegen Cybermobbing, am Mittwoch in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber auch Erwachsene seien betroffen.

Cybermobbing sei besonders problematisch, "weil es extrem öffentlich ist", sagte Katzer anlässlich des in der Hauptstadt stattfindenden internationalen Cybermobbing-Kongresses. Was mit den Opfern passiere, könnten Hunderttausende Internetnutzer mitverfolgen. "Und was im Internet einmal steht, verschwindet auch nicht wieder. Auch noch Jahre danach kann man mit unangenehmen Dingen konfrontiert werden", betonte Katzer.

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Gravierend ist nach Ansicht der Sozialpsychologin auch, dass es kaum einen Schutzraum gegen Cybermobbing gebe. Über Computer und Smartphones "kommen die Täter bis ins Kinderzimmer". Die Opfer könnten nicht einfach flüchten, sagte Katzer. Nach einer Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing leiden zudem etwa 20 Prozent der Opfer an psychischen Langzeitbelastungen. "Die Opfer können nicht vergessen, was passiert ist", berichtete Katzer.

Eltern und Lehrer können helfen

Um sich vor Cybermobbing zu schützen, seien vor allem die Internetnutzer selbst gefragt. Auch wenn es Kindern und Jugendlichen schwerer falle, müssten sie selbst einschätzen, "wem sie was sagen", erklärte Katzer.

Für jugendliche Cybermobbing-Opfer seien Eltern und Lehrer "wichtige Adressen". Erwachsene seien oft jedoch uninformiert über die Aktivitäten der jungen Internetnutzer. Zudem dürften sie nicht überreagieren und mit Computer- oder Handyverbot drohen, wenn sie von problematischen Verhalten im Internet erfahren. Wichtig sei, ruhig und gelassen zu bleiben und zu signalisieren: "Wir stehen euch bei." "Von Cybermobbing betroffene Kinder und Jugendliche wollen oft mit Erwachsenen reden, trauen sich aber nicht", sagte Katzer.

Fortbildung für Lehrer angemahnt

Deutschland habe Nachholbedarf bei der Aufklärung über das Phänomen. So könnten etwa Lehrer speziell zum Thema Cybermobbing fortgebildet werden. Auch eine Gesetzesinitiative sei denkbar. "Cybermobbing ist ein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat", sagte Katzer.