UN-Ermittler werfen beiden Kriegsparteien in Syrien Verbrechen vor

Foto: dpa/Thomas Rassloff
UN-Ermittler werfen beiden Kriegsparteien in Syrien Verbrechen vor
In Syrien begehen laut UN-Ermittlern sowohl Regierungstruppen als auch Rebellen schwere Kriegsverbrechen. Das arabische Land rutsche immer tiefer in einen Bürgerkrieg mit unvorstellbaren Gräueltaten ab, warnte die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates am Mittwoch in Genf.

Städte würden massiv beschossen, Einwohner ganzer Ortschaften vertrieben. Massaker seien an der Tagesordnung. Das Land sei zu einem "Schlachtfeld" geworden.

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Die Ermittler werfen der Assad-Armee und verbündeten Milizen, aber auch den Rebellen Folter, Vergewaltigungen, Geiselnahmen, außergerichtliche Hinrichtungen und massenhaften Mord vor. Beide Seiten nähmen willkürlich Wohngebiete unter Beschuss, heißt es im neuesten Bericht der Kommission. Zudem rekrutiere die Opposition Kinder als Soldaten.

UN-Ermittler: Militärschlag kann Konflikt nicht lösen

Die Ermittler betonten, aufgrund der Tatenlosigkeit der internationalen Gemeinschaft fürchteten die Schuldigen keine Konsequenzen. Eine Ahndung der Gewalttaten sei aber zwingend notwendig, betonte der Leiter der Kommission, der brasilianische Jurist Paulo Sérgio Pinheiro. Die frühere Chefanklägerin des Jugoslawien-Tribunals, die Schweizerin Carla Del Ponte, gehört dem Team ebenfalls an.

Zugleich warnten die Ermittler in ihrem Bericht vor einem Eingreifen von außen in den Krieg. "Es gibt keine militärische Lösung für den Konflikt." Die USA schließen eine Militäraktion gegen das Assad-Regime nicht aus. Damit soll das Regime für den mutmaßlich von der Armee verübten Giftgasangriff vom 21. August im Raum Damaskus bestraft werden.

258 Interviews mit Augenzeugen

Der Bericht der Kommission basiert auf 258 Interviews, unter anderem mit Augenzeugen. Die Ermittler selbst durften nicht nach Syrien einreisen. Untersucht wurde das Kriegsgeschehen im Zeitraum vom 15. Mai bis zum 15. Juli dieses Jahres.

Präsident Baschar al-Assad versuchte im März 2011 einen Volksaufstand mit Gewalt niederzuschlagen. Die Konfrontation eskalierte in einen Bürgerkrieg mit weit mehr als 100.000 Toten und Millionen Flüchtlingen.