"Wir haben wahrscheinlich noch drei bis vier Jahre Überschüsse, dann geht es mit Verlusten in der Pflegekasse los", sagte der Gesundheitsexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Boris Augurzky, der "Wirtschaftswoche". Wenn die Regierung nichts unternehme, wüchsen die Ausgaben deutlich stärker als die Einnahmen. Nötig seien Beitragssteigerungen und Leistungskürzungen.
Die vom Staat geförderte Zusatzvorsorge, der "Pflege-Bahr", nütze künftigen Hilfebedürftigen kaum, sagte Augurzky: "Der eine, der Geld hat, braucht das nicht, der andere kann sich eine Vorsorge in angemessenem Umfang nicht unbedingt leisten." An Beitragssteigerungen führe kein Weg vorbei, auch um Demenzkranke angemessen zu berücksichtigen. Allein dafür veranschlagt das RWI rund 3,6 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr.
Augurzky sagte, auch über Leistungskürzungen in der Pflegeversicherung müsse diskutiert werden. "Man könnte in der ersten Pflegestufe zum Beispiel geringere Zuschüsse zahlen, wenn jemand auch weniger Unterstützung braucht." Denkbar sei auch, dass jeder Hilfebedürftige die ersten drei oder sechs Monate Pflege komplett aus eigener Tasche bezahlen müsse. Abgespeckte Angebote sollten ermöglicht werden: "Es sollte eine Art Aldi auch in der Pflege geben."