"Niemand will sich bewusst rassistisch äußern oder jemand anderen mit Sprache verletzen - aber wir tun es täglich", sagte die Professorin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor kurzem hatte in Hannover das Forum der Sinti und Roma die Lebensmittelindustrie aufgefordert, die "Zigeunersauce" umzubenennen, weil der Begriff "Zigeuner" eine ganze Volksgruppe diskriminiere.
Lann Hornscheidt warb für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Sprache. "Wenn ich merke, dass ein Begriff auf mein Gegenüber verletzend oder gar traumatisierend wirkt, kann ich ihn umschreiben." Der Wandel vom "Negerkuss" zum "Schokokuss oder Schaumkuss" zeige, wie es gehen kann, erläuterte die Professorin für Gender Studies und Sprachanalyse an der Berliner Humboldt-Universität.
###mehr-artikel###Problematisch blieben die Schwarz-Weiß-Bilder in der deutschen Sprache. "Das deutsche Grundbild ist weiß." Es stehe für richtig, gut und sauber. Schwarz sei dagegen stets negativ besetzt, etwa in schwarzsehen, schwarzmalen, oder auch schwarzfahren. Dies werde in der deutschen Gesellschaft unterschwellig auch auf Menschen übertragen.
Besonders deutlich wird dies Lann Hornscheidt zufolge bei Möbeln: "Der sogenannte Kolonial-Stil ist extrem positiv besetzt." Dabei sei der Kolonialismus ein furchtbare Zeit mit Sklaverei, Folter und Massenmord gewesen. Dieses Kapitel der deutschen Geschichte sei nie so aufgearbeitet worden, wie beispielsweise die NS-Zeit. "Kein Mensch würde Möbel im 'Holocaust-Stil' kaufen, weil allein schon der Begriff grauenvolle Bilder assoziiert."
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Sprache müsse bereits in den Krippen, Kindergärten und Schulen gelehrt werden, forderte die Sprachanalystin. Allerdings dürfe dann nicht Schluss sein: "Sprache ist ein dynamisches System und eine lebenslange Herausforderung. Da gibt es keine abgeschlossene Liste." Und die Zigeunersauce? "Was spricht gegen scharfe Paprikasauce?"