US-Forscherin fragt: War Jesus verheiratet?

US-Forscherin fragt: War Jesus verheiratet?
War Jesus verheiratet? Die US-amerikanische Historikerin Karen L. King hält dies nach dem Fund eines kleinen Papyrus-Schnipsels aus dem 4. Jahrhundert nach Christi Geburt zumindest für möglich.

Auf dem Dokument stehe in koptischer Sprache: "Jesus sagte zu Ihnen: 'Meine Frau'", wie die Zeitung "New York Times" berichtete. Das verblasste Papyrus-Fragment sei etwas kleiner als eine Visitenkarte und enthalte acht Zeilen auf jeder Seite.

In Rom vorgestellt

Der Fund wurde den Angaben zufolge von King am Dienstag in Rom der Öffentlichkeit auf einem internationalen Kongress für koptische Studien vorgestellt. Die 1954 geborene Historikerin King, die unter anderem in Harvard lehrt, publizierte mehrere Bücher über Evangelienfunde und ist Spezialistin für das frühe Christentum.

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Die Herkunft des Textfragments werde geheim gehalten, hieß es weiter. Sein Besitzer möchte nicht genannt werden. Wie die Zeitung weiter berichtet sind Experten für antike Texte und koptische Sprachen der Ansicht, bei dem Dokument handele es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um eine Fälschung. King zufolge gibt es allerdings noch keine abschließende Bewertung über die Echtheit.

Der Fund könnte die alte Debatte über die Frage, ob Jesus verheiratet war, wieder neu entzünden. Immer wieder wurde spekuliert, ob Maria Magdalena seine Frau gewesen sein könnte. Diese Debatten gehen bereits zurück auf die ersten Jahrhunderte des Christentums. Neutestamentler sind hier jedoch skeptisch. Dies Frage habe auch heute Bedeutung, wenn es um die Begründung des Pflichtzölibats für Priester gehe, so die Zeitung.

"Kein Beweis"

King warnte, das Textfragment sei kein Beweis, dass der historische Jesus wirklich verheiratet war. Das Dokument könnte Jahrhunderte nach Jesu Tod geschrieben worden sein, sagte sie. Es könnte allerdings belegen, dass es bereits unter den ersten Christen eine Diskussion darüber gab, ob Jesus verheiratet war oder zölibatär lebte.

Zuletzt hatte das religionsgeschichtliche Buch "Die Gottesmacher" des britischen Autors Michael Baigent für Aufsehen gesorgt. Baigent zufolge war Jesus mit Maria Magdalena verheiratet und hatte Nachkommen. Der Autor Dan Brown hatte diese These in seinem Thriller "Sakrileg" in Grundzügen weiter ausgebaut.