Das christliche Gebot der Mitmenschlichkeit sei "ein Nährboden für gute Nachbarschaft", sagte Schneider am Sonntag in einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Berliner Zionskirche. Die Aufforderung zu einer "respektvollen Toleranz auch gegenüber dem bleibend Fremden" gelte im Stadtteil ebenso wie "in unserem Land, in Europa und weltweit".
Gleichzeitig seien es Zeichen von Intoleranz, wenn Menschen verunglimpft, angegriffen, verletzt und ermordet werden, sagte der Ratsvorsitzende. In solchen Situationen verlange christliche Nächstenliebe die Suche "nach Strukturen von Frieden und Gerechtigkeit". In diesem Zusammenhang erinnerte Schneider daran, dass der von den Nationalsozialisten ermordete Theologe Dietrich Bonhoeffer als Pfarrer der Berliner Zionskirche einst den Zusammenhang vom "Beten und Tun des Gerechten" nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt habe.
"Der missachtet die Liebe Gottes"
Bonhoeffer habe es keine Ruhe gelassen, dass auch in der evangelischen Kirche Jüdinnen und Juden verunglimpft, verraten und ausgegrenzt wurden. Deshalb habe er in seiner Zeit immer wieder "sein Gewissen und das seiner Mitmenschen" wachgerüttelt. "Wer an dem Leiden seiner Mitmenschen vorbeisieht und vorbeigeht, der missachtet die Liebe Gottes zu seinen Menschen", betonte Schneider unter Hinweis auf Bonhoeffers Einsatz für Verfolgte und Ausgegrenzte. Konkrete Nächstenliebe widerspreche "mit Worten und Taten" dem Verdacht, dass der Glaube Menschen intolerant mache, fügte der Ratsvorsitzende hinzu.
In der Lutherdekade, die auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinführt, hat die EKD das Jahr 2013 unter das Motto "Reformation und Toleranz" gestellt.