Filmkritik der Woche: "Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt"

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Der melancholische Dodge (Steve Carell) und die skurrile Penny (Keira Knightley) begeben sich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Filmkritik der Woche: "Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt"
It’s the end of the world as we know it: In der Weltuntergangs-Komödie "Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt" von Regiedebütantin Lorene Scafaria begeben sich ein melancholischer Steve Carell und eine skurrile Keira Knightley auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, worauf es im Leben wirklich ankommt.
19.09.2012
epd
Frank Schnelle

Was hat noch Bedeutung, was zählt wirklich in den letzten Tagen und Stunden? Für Penny (Keira Knightley) ist es die Musik. Als eine Horde Plündernder über ihr Viertel herfällt, flüchtet sie kurzerhand aus ihrer Wohnung und lässt dabei alles zurück, sogar ihren Exfreund. Nur ihre Schallplatten nimmt sie mit, zumindest die wichtigen. Die Frage, wie sinnvoll das ist, erübrigt sich, denn was hat denn schon Sinn im Angesicht der Apokalypse?

Die Musik spielte auch schon in Lorena Scafarias Drehbuch zu "Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht" die Titelrolle, und auch in ihrem bittersüßen Regiedebüt sind Rocksongs von eminenter Bedeutung. Gleich am Anfang wenn im Radio über das Scheitern der letzten Rettungsmission berichtet wird, die den Aufprall eines gigantischen Asteroiden auf der Erde verhindern sollte, und somit das Ende menschlichen Lebens auf der Erde verkündet wird, erhält ein Beach-Boys-Klassiker eine ganz neue Bedeutung. "Wäre es nicht schön, wenn wir älter wären?", heißt es im Liedtext, der den Ton für die melancholisch und zugleich schwarzhumorige Komödie setzt.

Traurig-schöne romantische Komödie

Im Zentrum dieses eigenwilligen Endzeitfilms steht Dodge (Steve Carell): ein braver Versicherungsverkäufer, der zu Beginn von seiner Frau verlassen wird. Diese hat offenbar andere Pläne als ihre drei letzten Lebenswochen mit ihrem Mann zu verbringen. Die Präsenz des US-Komikers Steve Carell und der schwarzhumorige Ton des Auftakts lassen eine eher leichte Komödie erwarten, Regisseurin Scafaria hat jedoch anderes im Sinn. Mit großer Ernsthaftigkeit spielt sie zunächst das Gedankenexperiment durch, wie sich die Menschheit angesichts des bevorstehenden Unterganges verhalten würde. Das reicht von Selbstmorden über Aggression bis zum wortwörtlichen Feiern, als gäbe es kein morgen. Dies ist auch die geballte Bandbreite, in der sich die Tonlage der Erzählung bewegt. Wenn Dodge und Penny, die sich kaum kennen, dann auf ihren Roadtrip gehen – er auf der Suche nach einer verlorenen Liebe, sie um zu ihrer Familie zurückzukehren – wird daraus allmählich eine traurig-schöne romantische Komödie.

Nicht alle Szenen treffen dabei ins Schwarze, und überhaupt lässt Scafarias Drehbuch einige Fragen offen. Unterwegs wirkt die Welt seltsam ausgestorben, als hätte die Katastrophe bereits stattgefunden, und das durchaus glaubwürdige Chaos in der Nachbarschaft der beiden Protagonisten scheint nur dem Zweck zu dienen, die beiden auf die Reise zu schicken. Die zentrale Metapher – wie gehen wir mit der Zeit um, die uns bleibt, und warum fällt es uns so schwer, das "richtige" Leben zu leben – aber transportiert dieses überraschende, immer gefühlvolle, kleine Filmschmuckstück sehr überzeugend, sodass der Zuschauer den Film stets mit einem lachendem und einem weinendem Auge betrachtet. Steve Carell, der Melancholiker unter den US-Komikern, erweist sich dabei erneut als subtiler Darsteller und grandiose Verkörperung des unscheinbaren Jedermanns.

USA 2012. Regie: Lorene Scafaria. Buch: Lorene Scafaria. Mit: Steve Carell, Keira Knightley, Nancy Carell, Roger Aaron Brown, Connie Britton, Adam Brody, Rob Gorddry, Gilian Jacobs, Derek Luke. Länge: 101 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.