Er hat es wieder einmal geschafft, die Inszenierung erzielt den gewünschten Effekt: Auch evangelisch.de vermeldete am Samstag, dass Bushido eine Strafanzeige von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ins Haus stehe, weil sein neues Lied schwulenfeindliche Passagen und Gewaltaufrufe beinhalte.
Noch am Montag war das Thema in aller Munde und auf vielen Titelseiten sowie Kommentarspalten, auch wenn das Thema schon wieder einiges an Brisanz eingebüßt hatte.
Dankbar für jede Schlagzeile
Gerade im medialen Sommerloch, wo jedoch jede Schlagzeile dankbar mitgenommen wird, fällt es Provokationskünstler Bushido mehr als leicht, die nötige Aufmerksamkeit durch stumpfes Gepöbel auf sich zu lenken. Erfolg mit Ansage also.
###mehr-artikel### Und es scheint sich auch in harten Verkaufszahlen niederzuschlagen: Das Album seines Schützlings Shindy, das durch „Stress ohne Grund“ mit Bushidos Gastauftritt bestmöglich gefördert werden soll, nimmt bereits obere Plätze in den gängigen Downloadportalen ein. Auch sonst wird die Platte wohl ein voller Charterfolg.
Das freut Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushido, auf dessen Plattenlabel das Album natürlich erscheint. Der kommentiert das mediale Dauerfeuer nebenbei fleißig auf Twitter und Instagram, feixend darüber, dass alles genau so funktioniert, wie er es sich überlegt hat.
Plumpes Kalkül: Angriff in möglichst viele Richtungen
Zumindest für die Strategie könnte man Bushido beglückwünschen, wenn seine umstrittenen Zeilen nicht so plump und kalkulierend wirken würden. Er sucht bewusst den Angriff in jede Richtung, um auch ja das größtmögliche Echo für seine knapp 45 Sekunden dauernde Rapeinlage zu erhaschen, von der wir keine Details zitieren wollen: Beleidigt werden nicht nur Rap-Kollege Kay One und der Comedian Oliver Pocher, sondern auch mit Klaus Wowereit (SPD), Serkan Tören (FDP) und Claudia Roth (Grüne) mehrere namhafte deutsche Politiker und die Presse. Das ganze wird mit Schwulenfeindlichkeit und Gewalt- und Morddrohungen garniert, fertig. Empörung ist vorprogrammiert.
Um hier schließlich die größtmögliche Wirkung zu erzielen, hat Bushido lange an seinem Image gefeilt: Der harte Rapper von einst, zwischendurch so grundlegend geläutert, dass Burda ihm einen Integrations-Bambi verlieh, machte sogar ein Praktikum im Bundestag. Nun beschreitet Bushido wieder altbekannte Wege.
Fall für die Staatsanwaltschaft - nicht für die Titelseiten
Diese sind aber immer die gleichen, und viele Medien begleiten Bushido darauf nur allzu gerne. Dabei wäre es so einfach, ihm beim nächsten Mal genau das zu entziehen, was er sucht und braucht: Die Aufmerksamkeit. Das PR-Strohfeuer, das Bushido in regelmäßigen Abständen neu entfacht, sollte dann höchstens die Staatsanwaltschaft beschäftigen - und nicht die Titelseiten.